„The Hills Have Eyes“ on Raiatea

„The Hills Have Eyes“ on Raiatea

Nichts Wildes gibt’s aus Raiatea zu berichten. Eine Südseeinsel ohne Strände, wer hat sich das nur ausgedacht??? Und wieso hat es bei mir nicht Klick gemacht, als man mir davon zuvor erzählte. 

Der erste Blick aus dem Flieger war so vielversprechend.

Nachdem ich mit dem Fahrrad einige Stunden die Küste entlang geradelt bin, per Fahrrad einen Berg „bestiegen“ und einige Stunden den Hafen und Raiateas Downtown unsicher gemacht habe, geschieht das, was man gemeinhin als „sich selbst kennenlernen“ bezeichnet.

Eine der meist gehörten Sätze vor meiner Abreise:

Ah Weltreise, da lernt man sich selbst SO RICHTIG kennen. Toll!“

Aha… Soll heißen, man beschäftigt sich intensiver mit sich selbst, kehrt sein Innerstes nach Außen, lernt nicht erahnte Seiten an sich selber kennen, betrachtet sich und die Welt mit anderen Augen, wechselt den Blickwinkel, man wird tiefgründig, nachdenklich, philosophisch. Wow.

Vorläufiges Ergebnis: 1. Ich müsste dringend mal zum Friseur und 2. ganz schnell hier weg!

Flüge im Südsee Airpass sind im voraus zu buchen und nicht mehr änderbar. Pech, dass ich nun 3 Tage auf dieser Insel gefangen bin und unwahrscheinliches, kaum fassbares und grandioses Glück, dass es NUR drei Tage sind.

Nachts kühlt es unerwartet heftig ab auf Raiatea, worauf ich nicht vorbereitet bin. Noch dazu ist auch diese Pension im Dormroom nicht anders gebaut, als alle anderen hier in französisch Polynesien, ein paar dünne Holzwände und dann eine offene Bauweise bis zum Dach. Ganz tolle Idee.

Ich liege praktisch im Freien, der Wind bläst oben durch das Dach ins 12 Betten Dorm, in dem ich alleine (klar, welcher Idiot macht auch hier Urlaub?) liege und mir einen abfriere. Ja, alleine im 12 Betten Dorm, auch Menschen sind hier Mangelware, Menschen die der englischen Sprache mächtig sind, erst recht. Raiatea ist weniger touristisch, viel weniger.

Ich schlafe also 3 Nächte in meinen Jeans und einer Trainingsjacke, zugedeckt mit einem dünnen Laken, alleine in diesem Dormroom.

Das Internet erreicht hier mit 6 Euro die Stunde seinen traurigen preislichen Weltreise-Höhepunkt , also ist auch hier Zurückhaltung angesagt. Das gleiche gilt für Motorbikes mit kranken 50,- € pro Tag, für die ich in Indonesien vermutlich eine Harley Davidson mieten und aus Spaß im Meer versenken könnte.

Das Dorm ist nicht abschließbar, von draußen höre ich nachts Geräusche der Hunderten von Krabben, die aus ihren Erdlöchern „krabbeln“, von Katzen, die auf dem Dormdach umhertapsen, ab und zu an meiner Türe kratzen und Hunden, die um das Gebäude streunen und in Kämpfe mit anderen Hunden geraten oder einfach nur stundenlang bellen und knurren, als stünde der Leibhaftige vor ihnen. Ziemlich bizarre Atmosphäre, so alleine in meinem Bett, also komme ich auf die genialste Idee einer Beschäftigung, wenigstens für die Nacht:

Ich saufe mich besinnungslos, schnappe mir meinen Laptop und ziehe mir die übelsten Horrorfilme rein, um wenigstens EINEN emotionalen Höhepunkt zu erlangen. Loney Planet bezeichnet Raiatea als die Insel mit dem geheimnisvollsten Ambiente. Passt! Ich würde sie eher als Griff ins Klo bezeichnen.

However, ich muss hier ganz schnell weg und dringend mal zum Friseur.

 

Weiterlesen macht klug

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