Jerusalem

Jerusalem

Mit dem Besuch der heiligen Stadt, geht für mich ein weiterer Traum auf meiner Reise in Erfüllung. Schon mein alter Freund und Kupferstecher JC war ein großer Jerusalem Fan und hat die Stadt vor 2000 Jahren richtig aufgemischt. Kreuzigung, Auferstehung, Untergangsvisionen, das volle Programm.

Jerusalem ist pickepacke voll mit historischen, religiösen Stätten, die für drei Weltreligionen von immenser Bedeutung sind, Christen, Muslime und dem Judentum. So lebt in Jerusalem ein Mix aus Religionen und Nationalitäten, der eine höchst explosive Stimmung erzeugt. Die Altstadt Jerusalems ist auch für „Ungläubige“ (das sind die, die dann später in der Hölle brennen) an Highlights nicht zu überbieten. Eine Holy City-Tour läuft ab wie ein Action geladener Spielberg Jesus-Thriller. Da gibt es Stätten, von denen ich es nicht mal für möglich gehalten hätte, dass sie bis heute erhalten geblieben sind.

Via Delarosa, der Weg, den Jesus das Kreuz getragen hat, inkl. der Stelle in einer Hauswand, in die Jesus seinen Handabdruck im Gestein hinterlassen hat, unglaublich oder?! Einfach so in Beton gedrückt.

Die Grabeskirche Jesu, dort finden wir den Ort der Kreuzigung, sein Grab und eine ominöse Steinplatte, auf der Jesus für die Beerdigung vorbereitet wurde und auf der Tausende von Gläubigen tagtäglich von Seidentüchern bis Plüschkamelen (!) und allem was sonst noch an höchst unreligiösen Souvenirs in der Stadt erhältlich ist, am Stein reiben, als wollten sie den Flaschengeist heraufbeschwören.

Dann ein Stopp am Grab Davids, ein Besuch im Raum des letzten Abendmals, weiter geht’s zum Garten Gethsemane, wo Jesus verraten wurde. Auf zum Ölberg, auf dessen Gipfel Jesus in den Himmel aufstieg (wer kennt eigentlich noch Colt Sievers aus „Ein Colt für alle Fälle“). Wie sowas aussieht seht ihr HIER.

Da hat der Kerl doch tatsächlich wieder einen Abdruck im Gestein hinterlassen, diesmal mit seinem Fuß. Genau hier! Unglaublich. Eindeutig, der Fußabdruck Jesu, da gibt es keinen Zweifel.

Kann ich ja gar nicht fassen.

Jonny: OMG, REALLY?!?! Wie hat er diesen Abdruck im Gestein hinterlassen??? Das geht doch gar nicht, es sei denn Jesus sah aus wie dieser Steinmensch aus „Fantastic Four“, wie hieß der noch…?!

Tourguide schaut mich an, als sei ich der Antichrist höchstpersönlich: „Er hat es einfach getan.“

Jonny: „Oh, ok…“

Ein Spaziergang durch Altjerusalem, liest sich wie ein Bibel-Livebericht.

Nach einem verrückten Sightseeing Tag mit Tausenden von Menschen, die geradezu wie wildgeworden über die heiligen Stätten herfallen, wird klar…Glauben hat ganz viel mit „daran Glauben“ zu tun. Dass die Gebäude teils nicht älter als 150 Jahre alt sind, will die fanatisch gläubige Masse gar nicht wissen. Keine der Stätten ist tatsächlich eine historische Stätte, sondern jeweils der Überlieferung nach, in etwa, irgendwo, so ganz ungefähr, da in der Nähe, ca. die Stelle, an der es gewesen sein müsste (überliefert von einem Freund eines Freundes, der jemanden kennt, der damals ziemlich wahrscheinlich mit einem Bekannten eines Apostels, der wiederrum Jesus kennt, rumgezogen ist. Aber das ist nicht sicher. Gut, was ist heutzutage schon sicher?! Parallelen mit dem deutschen Rentensystem offenbaren sich).

Ist letztendlich auch völlig wurscht. Es geht um das größere Ganze und das ist auch in Ordnung. Ich bin selbst tief beeindruckt nach den ersten beiden Jerusalemtagen, obwohl man eine gewisse Zeit benötigt, um zu begreifen und verarbeiten, was hier geschieht.

Israelis sind ein unheimlich stolzes Volk. Dieser begründet sich vor allem in der Bedeutung Jerusalems. Die Stadt wird seit jeher als das Zentrum der Welt angesehen, umringt von den drei Kontinenten der Erde, Asien, Europa und Afrika. Amerika, die „Neue Welt“ durch das „Große Mittelmeer der Welt“ getrennt von den Hauptkontinenten. Und Australien? Wen interessiert schon Australien?!

Im jüdischen Viertel werden Montags mit lauter Musik, Trommeln und Gesang die Beschneidungen der jungen Juden gefeiert. Dabei ziehen Dutzende Großfamilien mit lautem tratra durch die Straßen. Sehr beeindruckend.

Das Stadtbild wird von Soldaten geprägt. Überall wimmelt es von Maschinengewehr bepackten hübschen Frauen oder jungen Kerlen. Jeder Israeli muss den Militärdienst absolvieren, egal ob Mann oder Frau. Für mich, kein Problem, geben die Uniformierten doch ein schönes Motiv ab.

Beunruhigender finde ich, dass auch der „normale“ Israeli teils schwer bewaffnet ist. So rutscht dem ein oder anderen auch mal gerne beim Hinsetzen das Shirt hoch und die schwarze Waffe im Hosenbund glänzt in der Sonne. Bei der schroffen, rauen Mentalität der Israelis, nicht gerade ein beruhigender Fakt.

Nichtsdestotrotz (oder gerade deswegen?) ist Jerusalem eine der faszinierendsten Orte, die ich auf meiner Reise besuche. Mitten in Israel gelegen, eignet sich die heilige Stadt als Reisestützpunkt von dem aus das ganze Land einfach mit Tagestouren zu bereisen ist.

Die sandfarbene Altstadt mit ihren engen Gassen und Händlern versetzt dich in eine Zeit vor 2000 Jahren. Straßenküchen bieten vorzügliche israelische Spezialitäten an. Ein Farbenmeer an Textilien, sowie Holzfiguren, Kreuze, Teppiche und antike Gefäße, alles was das Pilgerherz begehrt, wird dem kaufwütigen Jesusfanatiker dargeboten.

Jesus-Latschen sind hier der absolute Hit.

Dabei sollte die rüpelhafte Mentalität der Israelis knallhart ignoriert und heftigst gehandelt werden. Preisaufschläge liegen weit über dem asiatischem Niveau, mehrere 1000% werden insbesondere auf Textilien aufgeschlagen. Interessehalber nach einem Preis zu fragen, kann dabei schon mal in wilde Handelei und unnötigen Kauf ausarten.

„How much?“

„Wherre arre u frrrom  my frriend?“

„Germany“

„Oh for u i make special prrice.“

(Ist mir allerdings sowieso klar)

„80,- €.“

„Sorry??? Wow thats a very special price.“

„Yeah, special prrice forr u. U buy?“

(Ich glaub er mag mich, er hat mir eben einen special price gemacht)

„No thank u…bye.“ (Will gehen)

„No, no, no my frriend. How much u wanna pay?“

„No no, its ok. I dont want it.“

“60,- € forrr u.”

“Ah no thank u.”

„Tell me how much, cmon.“

„I dont want it. I dont know what to tell u, 80 is just MUCH to high.“

„Tell me whateverr u want, u arre my firrrst costumer today. Its forr my luck.“
(Gott, ist ja wie in Bali here)

“2,- €?!” (Bei dieser Handelstrategie schön locker in den Knien und der Hüfte bleiben, um einem Faustschlag jederzeit ausweichen zu können.)

Ein Schwall hebräischer Schimpfworte prallt auf mich ein. Sein Gesichtsausdruck verwandelt sich auf wundersame Weise, die Mordlust springt im aus dem Gesicht. Dann wieder auf englisch.

“Listen my frrriend, im good to you. U should not make me angrrry. U wanna tell me something about quality??? U have no idea. This is special quality. This is good quality.”

“I´m sorry. U really don’t understand. Its not, that I don’t wanna pay the price. Its, that I DON’T WANT this stuff. So why should I pay for something that I don’t want?!?!”

“Because…” (Achtung…jetzt kommt die Begründung, weshalb ich seinen überteuerten Sch*** kaufen soll)…U ARE A TOURRRIST.”

“Oh, ok…that doesn’t mean, that I can buy everything. Im a backpacker. Small bag, no money.”

“Man, don’t trrry to be smarrrt, OK.” (bedrohlicher Israeli Blick). “U wanna be smarrrterrr than me, huh?! Don’t trrry…Ok ok…40,- €? I pay 35 €, so its just 5,- € forr me.”

“Then u should sell it to someone else, for more. I don’t want it.”

Wieso diskutiere ich eigentlich noch?!

“Ok ok, ill loose money, but u arrre my firrrst customerrr, ull brring me luck and morre customerr (einleuchtende Theorie), that’s why I sell u forr 30,- €” Mmmhh ne is klar…

Langer Rede kurzer Sinn…

20 (!) Minuten später

“Here, 4 Euros.”

“Thank u my friend, God bless u. bla bla.”

Weiterlesen macht klug

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8 comments

  1. Antje

    HAHA, das war mal wieder ein super Lacher, danke dafür und noch weiterhin viel Spass… 😉

    • admin

      Wenn man nichts kaufen will erzielt man dummerweise die besten Preise 🙂

  2. Jerusalem ist intensiv. Tolle Fotos. Mir hat auf meinem Roadtrip auch Tel Aviv sehr sehr gut gefallen. Angefangen bei der spannenden Einreise, bis hin zu einem schoenen Tag am Meer…

    gruesse aus hanoi! markus

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