Reisen im Zeitalter von apps

Reisen im Zeitalter von apps

Crazy Stuff! Als ich noch grün hinter den Ohren war, musste ich einen Urlaubskatalog im Reisebüro holen, um eine Idee davon zu kriegen, wie so ein Strand auf Mauritius aussieht (in den 80ern war Mauritius zudem noch eine Briefmarke und keine Trauminsel).

10 Jahre später, musste ich nicht mal selber hinlaufen, es gab Mobiltelefone, groß wie Bernhardiner-Kauknochen und ich ich konnte Leute schicken „Mum, bring mir bitte einen Katalog mit, ich brauche Urlaub!“

Weitere 10 Jahre vergehen und ich klappe meinen Laptop auf und google mir die schönsten und abgelegendsten Strände der Welt auf den Screen. Abgefahren, wer hätte das vor 30 Jahren gedacht? Hotel, Strand, Temperatur – alles im voraus abcheckbar. Man muss fast nicht mehr selber hinfliegen. Wie praktisch.

Eines haben Hochglanzkataloge und verlockende Reisemagazine im Netz jedoch gemeinsam: Sie weichen in der Regel ein wenig bis dramatisch von der Realität ab (außer bei Lookin for Jonny selbstverständlich). Selbst erlebt in Mexiko, als ich mich auf einen schneeweißen, Palmen gesäumten Traumstrand an der Riviera Maya freute und einen mit schwarzen fetten Säcken überzogenen Katastrophenstrand vorfand. Kurzzeitig weggespült das gute Stück. War zu meiner Reisezeit wohl auch regelmäßig der Fall, aufgrund der zuvor vorbeigezogenen Hurricans. Das sagt einem nur niemand, weder im Reisebüro noch im Online-Buchungsportal. Wisst ihr, was der nette mexikanische Hotelmanager mir sagte, als ich mich über den quasi nicht vorhandenen Strand beschwerte?

„Aberr Seniorr Jonnny, Sie hätten doch vorher einfach hierr anrrufen und danach fragen könnnen, si?“

Irgendwie mochte ich ihn plötzlich nicht mehr.

Auch das ist bereits 10 Jahre her und ich bin darüber hinweg.

Was nun durch mobiles Internet auf unseren Handys möglich wird, löst langfristig endlich diverse Probleme der Unklarheit und kann tatsächlich vor unliebsamen Urlaubsüberraschungen bewahren. Inzwischen gibt es Apps, die weltweit alle User anonym miteinander vernetzen, sodass diese sich gegenseitig mit Life-Pics aus jeder Ecke dieses Planeten aushelfen können. Anonym heißt, keine Email-Adressen oder Verlinkungen zu irgendwelchen Social-Networks werden abgefragt. Einfach kostenlose App runterladen und los geht’s.

Photogeshoppte Katalog-Strandpics – kein Thema mehr. Ich pinge einen User an, der gerade in Mexiko am Strand liegt und bitte ihn darum, sein kühles Bier in den Sand zu drücken, um mir ein Live-Pic rüberzuschicken.

So ein Foto beantwortet gleich ein Dutzend Fragen auf einmal:

Wie sieht der Strand in Wirklichkeit und genau jetzt aus?

Was trinkt der Kerl für ein Bier?

Wie ist das Wetter gerade? Sonnig? Wolkenlos? Oder windig?

Wie ist das Strandpublikum? Rentnerparadies oder Partydestination?

Und wenn es nach meinen Ansprüchen geht:

Haben die Palmen die korrekte Neigung Richtung Sonne?

Fällt der Strand im perfekten Winkel Richtung Ozean?

Entspricht die Farbe des Meeres dem Türkis meines CMYK-Farbfächers, den ich zum Abgleich mit mir führe?

Gibt es mögliche Störfaktoren, wie JetSkis, Boote, Kinder oder ganz krass: Bäh-bys?

Naja…halt all diese Faktoren, die den perfekten Traumstrand ausmachen oder verderben können.

Dabei kennt die Einsetzbarkeit des Apps eigentlich keine Grenzen.

Wer zu faul ist, seinen Hintern von der Couch zu hieven, um auf der angeblich hippen Party in der City das Tanzbein zu schwingen, kann zukünftig also einfach einen User anpingen, um sich ein Live-Bild von der Tanzfläche auf den Bildschirm beamen zu lassen.

Oder vor der Buchung mal eben das Partyleben im angeblich besten Club Deiner nächsten Urlaubsinsel ansehen.

Wer sich Live-Frust der Bayern auf sein Handy zaubern will, weil die gerade gegen den 1 FC Köln in Rückstand geraten sind, lässt sich die tobende Menge im Kölner Stadion fotografieren.

Man könnte sich sogar von anderen Travellern ein aktuelles Pic des gewünschten Hostel- oder Hotelzimmers oder die aktuelle Aussicht vom Eiffelturm auf den Bildschirm holen.

Der Aufbau einer Community braucht bekanntlich einige Zeit. Macht aber nix, denn das App ist zusätzlich mit öffentlichen Webcams connected, die bereits eine beträchtliche Anzahl Locations abdecken.

Wenn ich jetzt noch so ein Android Handy hätte, wäre die Sache astrein.

 

Weiterlesen macht klug

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8 comments

  1. chiara

    Entspricht die Farbe des Meeres dem Türkis meines CMYK-Farbfächers, den ich zum Abgleich mit mir führe? -> 🙂

    • admin

      da scheint jemand im Marketing zu arbeiten 😉

      • chiara

        Nein, ich gehöre zu den ganz Schlauen und weiß das so. :.-)

  2. naja einerseits hast Du ja voll recht. Aber auf der anderen Seite würde mir schon auch ein bisschen die Überraschung fehlen. Wenn man alles vorher schon genau abgeklärt hat, oder in high quality Hochglanzauflösung sieht, kommt dann der echte Strand – oder was auch immer- noch hinterher? Meinst Du nicht das die „Oh“ und „Ah“ Momente dann vielleicht zu kurz kommen?!?!?! Um solchen schlechten Erfahrungen aus dem Wege zu gehen, kann man ja vielleicht auch vorher in ein paar blogs stöbern. Ein paar Idioten die einfach nur Geld an den Touristen verdienen wollen gibt es natürlich immer irgendwo. Da hilft dann wohl nur die Beine in die Hand nehmen…

    liebe Grüße!!!!!!!!!

    • admin

      Ja, auf so einer Weltreise mit ständig neuen Locations macht eine Enttäuschung unter den ganzen positiven Erlebnissen vielleicht nicht so viel aus. Aber bei meinem Mexikotrip z.B. handelte es sich um meinen Jahresurlaub. 2,500 Euro für 2 Wochen, davon 1 Woche am Strand, 1 Woche auf die ich 1 Jahr hingearbeitet habe und mich wie verrückt auf meinen Traumstrand freute!

      Und der war dann eine Katastrophe! Ja, wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich dies gerne 1000%ig ausschließen wollen. Keine Ahs und Oooohs 😉 Lieber eine Traumstrandgarantie in der kurzen Zeit, die man nur hat.