Von Kuta bis Lovina – Mit dem Motorbike durch Balis Dschungel

Ab in die Einsamkeit. Wir haben beschlossen von Kuta, im Süden Balis bis hoch in den Norden der Insel zu fahren, an die schwarzen Sandstrände von Lovina. Wir packen also unsere Sachen, schwingen uns auf unsere Motorbikes und machen uns auf in den hohen Norden. Nachdem Kuta und Denpasar hinter uns liegen, wird es immer ländlicher und grüner. Wunderschöne Reisterrassen, soweit das Auge reicht.

 

 

Es wird allmählich gebirgiger und geht eine ganze Zeit lang bergauf, bis die Bergspitzen teils in der Wolkendecke verschwinden. Bereits 2003 haben wir die Strecke im Auto zurückgelegt. Nun selbst auf einem Roller durch die atemberaubende Landschaft zu fahren, ist um einiges schöner und die Erlebnisse intensiver. Der Wind bläst uns um die Ohren, soweit der Helm es zulässt und wir fühlen uns frei. Wir fahren an einem wunderschönen See vorbei. Affen überqueren die Straße, einige Affenmütter tragen ihre Babys bei sich.

Durch unendlich viele Haarnadelkurven überqueren wir die Serpentinen Nordbalis, die Motorbikefahrt Richtung Lovina stellt sich als eine der besten Entscheidungen überhaupt und als ein Heidenspaß heraus. Ich habe meinen Navigator Freddy bei mir. Er hält sich bereits 4 Monate auf Bali auf, daher kann ich mich voll und ganz auf seine Ortskenntnisse verlassen. Sein Vorschlag eine Abkürzung zu nehmen, da wir bereits 5 Stunden unterwegs sind und es bald dunkel wird, erscheint logisch. Zu überwältigt von der Natur, haben wir viele Pausen eingelegt, um Fotos zu schiessen.

„Ich hab da von einer coolen Abkürzung gehört, sie führt durch ein Tal direkt nach Lovina, keine Autos, freie Fahrt.“

Bei „keine Autos“ hätte ich eventuell stutzig werden sollen…

Wir verlassen also die Straße und biegen in einen Waldweg ein. Kein Problem für die wendigen Motorbikes. Der Weg wird mit der Zeit immer schmaler und kurviger. Irgendwann gabelt sich der Weg. Freddy hat keine Ahnung, ob es nach rechts oder links weitergeht, also beschließen wir eine Münze zu schmeissen – rechts entlang. Es wird hügeliger, der Boden ist nun mit Schlaglöcher versetzt. Wieder eine Abzweigung…die Münze muss wieder herhalten.

„Mach dir keine Sorgen, alle Wege führen Richtung Lovina, einige Wege sind einfach nur länger, einige kürzer.“

Ja klar, „alle Wege führen nach Rom“ und so….

Fünf weitere Abzweigungen später, zweifeln wir die Entscheidung die Abkürzung durch den Wald genommen zu haben erstmals an. Es dämmert. Längst ist gar kein Weg mehr erkennbar.

Wir fahren mitten durch den Dschungel!

Bananenblätter schlagen uns ins Gesicht, wir müssen große Zweige aus dem Weg räumen, um mit unseren Rollern voranzukommen. Die Steigungen nehmen derart zu, dass die Bikes nur noch ächzend voran kommen.

Freddy bemerkt „Wenn die Sonne untergeht, sind wir im Arsch!“

„Das weiß ich selbst.“

„Ich hab noch nie gehört, dass jemand mit dem Roller durch den Dschungel fährt.“

„Natürlich nicht, weil das total dämlich ist.“

An einer Gabelung treffen wir auf 2 Einheimische. Wir fragen nach dem Weg nach Sinjaraja, der größten Stadt in dieser Umgebungen.

Gleichzeitig heben beide Männer ihre Arme und zeigen…in unterschiedliche Richtungen(!) Dann beginnen sie zu lachen. Verständnislos blicken wir uns an und fühlen uns mächtig auf den Arm genommen. Wir erklären ihnen, dass wir möglichst schnell auf eine Straße zurück müssen. Sie verstehen uns nicht.

Erkenntnis: Frage Locals nie nach einem Weg auf Bali, wenn die Antwort wirklich entscheidend für deinen weiteren Reiseverlauf ist.

Ok, Münze -> links.

Nach eine weiteren halben Stunde treffen wir wieder auf 2 Locals und tatsächlich: Es folgt exakt das gleiche Schauspiel. Ein Local zeigt nach links, der andere nach rechts und dann wird herzlich gelacht.

„Bin ich der einzige, der sich hier auf den Arm genommen fühlt?“

 

Zwei Stunden lang suchen wir vergeblich den Weg zurück auf die Straße – dann beschließen wir umzukehren. Das macht die Sache jedoch nicht viel besser. Dann färbt sich der Horizont langsam orange und die Sonne geht mit einer Geschwindigkeit unter, die uns in Angst und Schrecken versetzt. Hastig rasen wir die kleinen Wege zurück, solange noch ein klein wenig Resthelligkeit vorhanden ist.

Und dann…

Pitchblack! Tiefschwarze Nacht!

Wir sehen nur noch unsere Scheinwerfer, wie sie einen Lichtkegel vor uns werfen. Geschätzte 1 Mio Abzweigungen und wir haben keinen Plan, wohin uns die Wege führen. Wir kurven eine halbe Ewigkeit mit langsamer Geschwindigkeit durch den Busch. Irgendwann durchwühlen wir unsere Rucksäcke nach Ess- und Trinkbarem und stellen fest, dass wir nichts im Gepäck haben. Gut vorbereitet, wir „Backpacker“ wir…

Wir fragen uns, ob es hier exotische Raubtiere gibt, denen man Nachts besser nicht begegnet, beschließen jedoch, nicht weiter darüber nachzudenken. Immer wenn wir anhalten, um über eine Entscheidung über die Richtung zu treffen, raschelt es rechts und links in den Büschen.

Es folgen nicht enden wollende 2 Stunden Fahrt durchs Dickicht, als plötzlich die Wege wieder breiter werden, die bekannten Schlaglöcher auftauchen und wir wieder an der gleichen Stelle herauskommen, an der wir in den Wald eingebogen sind…pure Erleichterung überfallt uns.

„Ok,“ sagt Freddy. „Wir haben jetzt echt noch ein ganzes Stück Serpentinen vor uns und bereits einige Stunden verloren. Am besten wir fahren eine andere Strecke, ich kenne da noch eine Abkürzung.“

„Weisst du was Freddy?“

„Was denn?“

„ZENSIERT“

 

 

 

Weiterlesen macht klug

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10 comments

    • Jonny

      Allerdings! Leute, vergesst Bustouren und Autos. Leiht euch ein Motorbike, das ist so viel besser!

      • chiara

        Ja, das stimmt. Das ist Wahnsinn pur, ein wahrer Sinnesrausch. Ich bin mal als Sozia mit einem Thai durch den Dschungel. Die Gerüche, die Geräusche, die Luft, hautnaher gehts nicht. Wow!

  1. Helen

    ich lach mich krank!!! 🙂 🙂 🙂 Hammer Beitrag! Bestimmt ein unvergesslicher Ausflug 😉

    Grüsse aus der sonnigen Schweiz

    • Jonny

      Thanks. Ja, das werden wir so schnell wohl nicht wieder vergessen 🙂

  2. sandor schottko

    ..sehr Geil!!!!Jeden Tag ein Abenteuer das du nicht vergisst..weil jeder Tag zählt!!!Ich beneide dich,weiter so…

    • Jonny

      Hey Schottko, schön, dass wir uns wiedergefunden haben 🙂

    • Jonny

      Danke. Ich stand mitten im Weg und er wollte mit seinem Bike vorbei in einen kleinen Schotterweg. Ich musste ihm leider den Weg versperren, damit ich Zeit hatte, meine Cam auszupacken. Deswegen schaut er so komisch aus der Wäsche 🙂

  3. chiara

    Aber nett von Dir, dass Du ihm noch Zeit gelassen hast, sein Polo passend zu den Bäumen zu wechseln. 🙂