Der Weg ist das Ziel – Bus & Bahn vs. TukTuk & Katamaran

Der Weg ist das Ziel – Bus & Bahn vs. TukTuk & Katamaran

Während meine Vorstellungskraft vor meiner Weltreise noch mächtig auf die herkömmlichen Fortbewegungsmittel beschränkt war, wie Bus, Bahn oder Flugzeug, hat sich mein Horizont bezüglich „außergewöhnlicher“ Reisemittel ordentlich erweitert. Man kann sich gar nicht vorstellen, mit welchen Gefährten eingefleischte Globetrotter, ihre Reise um die Welt bewältigen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Hier ein paar Inspirationen.

Per Flieger – Erste Wahl für Bausparer

Im Flieger Richtung Koh Samui

Ein freundliches Lächeln der exotischen Stewardess, die Hände zum Gruß gefaltet in einem bunten Kostüm, das mich bereits beim Besteigen des Fliegers in Urlaubsstimmung versetzt. Komfortable Ledersitze, Getränke Flatrate, eine spektakuläre Aussicht auf 10.000 Metern Höhe und aufgewärmtes Rentneressen, das wie für diesen Moment gemacht, sogar vorzüglich schmeckt. Ein paar aktuelle Kinofilme für lau, kein Eintritt, keine Warteschlange, legal gedownloaded, was will man mehr!

Für mich war von vornherein klar, ich werde die Reise so gut es geht komfortabel mit dem Flieger bewältigen. Klingt langweilig, ich weiß. Unzählige vollgekübelte Eimer auf welligen Kahnfahrten, z.B. Richtung PhiPhi oder den Gili Islands,  haben mir eindrucksvoll bewiesen, dass das Flugzeug für mich Reisemittel erster Wahl ist. Schade nur, dass es auf den Gilis oder PhiPhis einfach keinen Flughafen gibt. Die Bootsfahrt zwischendurch, um auf abgelegene Inseln zu gelangen, bleibt also nach wie vor eine Notwendigkeit, sofern man etwas von der Welt sehen möchte. Und wie so oft, gilt auch beim Reisen „Der Weg ist das Ziel“ und gerade der Weg hält viel zu viele Erlebnisse und Abenteuer bereit, um sich rein auf das Flugzeug als Reisemittel zu beschränken. Meist spielt sich das Leben „unterwegs“ ab. Für viele Reisende ist der „Unterwegs sein“ zum Programm geworden und sie nutzen die Ziele nur noch zum kurzen Verschnaufen, bevor es weiter auf die Reise geht.

Per Katamaran

Katamaran Huahine, Französisch-Polynesien

Mir persönlich fährt ja regelmäßig der Schrecken in die Glieder, wenn Reisebekanntschaften lässig Richtung Katamaran zeigen „Ich? …bin mit dem Kahn da unterwegs!“, wie die Lehrerin, die ich auf Huahine, Französisch Polynesien interviewte. Jahrelang unterwegs um die Welt auf einem Katamaran. Nichts für mich. Verdient definitiv meinen höchsten Respekt. Tip: GANZ viele Reisetabletten einpacken! Und Papiertüten!

Per Frachtschiff oder Segelschiff

Frachtschiff auf Tahiti

Auf Tahiti habe ich einen Landsmann aus Hamburg getroffen, der durch Anheuerung auf Fracht- und Segelschiffen, um die Welt reist und an Deck Aushilfsarbeiten ausführt. Große Schiffe, weniger Wellengang, das lass ich mir schon eher Gefallen. Einziger Nachteil ist die Ungewissheit, wann das nächste Schiff ablegt. Ein Schiff, das bereit ist, ihn mit an Bord zu nehmen. Auf Tahiti hat er meines Wissens nach einige Wochen verbringen müssen, bevor es dann mit seiner Reise weiter ging. Nichtsdestotrotz hat er sicher einiges zu erzählen. Gerade auf Segelschiffen ist die Besatzung dankbar für jede Hilfe an Deck. Ein wenig Erfahrung sollte man allerdings mitbringen, wenn man nicht unbedingt nur 3 Wochen den Boden schrubben möchte.

Per Motorbike (Roller)

mit dem Motorroller auf Bali, Indonesien

Äußerst beliebt und nur zu empfehlen: Der Roadtrip mit dem Motorbike. Gerne erinnere ich mich an die Fahrt durch den indonesischen Dschungel auf Bali, als wir per Motorbike um die Insel gedüst sind, bis wir uns im Dschungel verfahren haben und beinahe mitten im Dickicht übernachten mussten. Unterwegs habe ich allerdings auch Jungs getroffen, die sich ein Motorbike gekauft und dieses dann mit aufs Schiff gepackt haben, um damit über den nächsten Kontinent zu reisen. Auch in Bussen können Scooter gegen einen Aufpreis problemlos im Gepäckraum mitgenommen werden. Die Kombination aus Motorroller und Bus & Schiff ist also durchaus eine gangbare Möglichkeit extrem flexibel und zugleich günstig, um die Welt zu bereisen.

Per Van

im Van durch Australien

Ein Muss für alle Australien-Reisenden, der Kauf eines Vans oder Wohnmobils, um damit quer durchs Land zu reisen und das Gefährt am anderen Ende des Kontinents wieder zu verkaufen. Den gesamten Haushalt immer dabei. Irgendwo am Straßenrand anhalten und pennen, das Surfbrett auf den Dachgepäckträger schnallen und jederzeit einen kurzen Stop am Strand einlegen, um ein paar Wellen zu reiten – das ist wohl der Traum von Freiheit, den sich jeder wünscht. Absolut geeignet, um mehrere Kontinente zu überqueren und komfortabel zu reisen. Mein Reisekumpane Jesse – unsere Wege haben sich mehrfach an verschiedenen Orten der Welt gekreuzt – hat dabei höchste Kreativität bei der Gestaltung seines Vans walten lassen. Ich frage mich nur, was sich der Käufer des Vans gedacht hat, als Jesse ihn wieder veräußert hat?! Jesse antwortet: „Gar nichts, er war Holländer.“

Per Motorrad

Einheimischer auf Motorrad in Kambodscha

Nachdem ich einige asiatische Länder bereist habe, ist mir vor allem eines klar: Auf so ein Motorrad geht ganz schön viel Gepäck und mindestens 5-8 Personen. Für die Biker unter Euch, so wie dem Kollege Patrick, der mit dem Bike tatsächlich Kontinente überquert hat, um es dann irgendwo in der Mongolei zu veräußern hat, gibt es keine Alternative zum Motorrad. Wen einmal das Fieber gepackt hat, der setzt sich in keinen Bus und kein Auto mehr hinein, auch nicht wenn es um die Welt geht. Ich habe Patrick gefragt, was zu beachten ist, wenn man per Motorrad um die Welt reist und er betonte vor allem eines: „Die Fähigkeit, das Bike auch reparieren zu können, wenn man einmal irgendwo stecken bleibt. Ansonsten kannst Du in ganz schön ausweglose Situationen geraten, je nachdem wo Du Dich gerade befindest.“

Per Fahrrad

Oberschenkel wie Mastschweine und mächtig tote Fliegen auf der Radlerbrille. Auf die Idee per Rad zu reisen, kommen dann doch einige Reisende. Besonders hervorheben möchte ich allerdings den Kollegen Alexandros, der mit seinem Rad durch Länder kreuzt, die ich nicht einmal im gepanzerten Mietwagen bereisen würde. Respekt! Reparaturkenntnisse für Fahrräder – check! Fehlt mir nur noch die Kondition. Aber da die Welt ja rund ist, wie ich gehört habe, sollte man doch ein gehöriges Stück einfach bergab rollen können, vermute ich, oder?!

Per TukTuk

Foto: Daniel Snaider

Ziemlich lässig auch, die Story von Daniel und Susi, die sich ein TukTuk umbauten, um damit durch die sibirische Wildnis über die Mongolei bis nach Afrika zu reisen, nachdem Sie bereits mit dem Fahrrad von Deutschland nach Feuerland geradelt sind. Sehr abenteuerlich, extrem erlebnisreich. Ihre Erlebnisse haben Sie in einem Buch veröffentlicht und werden Sie bald auch hier auf Lookin for Jonny mit Euch teilen.

Per Nightbus

Bus ist nicht gleich Bus. Gemütlich in den Schlafsitz legen und am nächsten Morgen einige 1000 Kilometer weiter aufwachen. Was sich langweilig anhört, kann in Vietnam oder Kambodscha zum reinsten Alptraum Abenteuer werden. Dort verbringt man auch gerne mal seine Nacht hellwach im Schlafbus mit einem Puls von 200, während die Busse auf Serpentinenstraßen gemächlich auf einander zurasen und einander erst im letzten Augenblick ausweichen. Ich bin auf meiner Reise mit einige Nachtbussen durch Asien gegurkt. Man spart Übernachtungskosten und Zeit und reist extrem günstig. Für nur 5-10 Euro kann man per Nachtbus auch mal locker 1000 Kilometer hinter sich bringen. Ein paar Reisetabletten einzupacken, ist wie auch bei der Schiffsreise, nicht verkehrt. Inzwischen sind selbst in den ärmsten Ländern, die Nachtbusse recht komfortabel und auf den Backpackertourismus vorbereitet. Die Lehne des ungemütlichen, abgewetzten Sitzes muss man schon lange nicht mehr nach hinten klappen, um es sich für die Nacht gemütlich zu machen. Nachtbusse verfügen oft nur noch über Liegen, anstatt Sitze. Eher einfachere Liegen, in denen man sich jedoch komplett ausstrecken kann. Vorsicht: Nicht rausfallen, wenn man in 2. Etage untergebracht ist.

Per Nachtzug

Nachtzug in Sapa, Vietnam

In Vietnam habe ich die Strecke in den Norden mit einem Nachtzug bewältigt. 10 Stunden und viele unvergessliche Erlebnisse später fand ich mich dann im Gebirge von Sapa wieder. Ein völlig anderes Reisen, als in einem Nachtbus. Mit 5 Chinesen, die kein Wort englisch sprachen (und ganz merkwürdige Essgewohnheiten hatten), für 10 Stunden auf engstem Raum zusammengepfercht zu sein, hat so einiges für sich. Seitdem weiß ich, wie zivilisiert ich bin.

Die Kombi machts

Eine Reise um die Welt, ohne nahezu alle der genannten Reisearten einmal in Anspruch zu nehmen, ist heutzutage fast unmöglich. Nicht alle Reisevehikel sind dazu geeignet eine komplette Reise zu bewältigen. Oft beschränkt sich die Nutzung einer Reiseart auf ein Land. Eine Möglichkeit des günstigen Reisens ist natürlich auch noch das Trampen. Per Anhalter um die Welt, hört sich ganz wild und unkonventionell an und es mag ein Aufschrei durch die gesamte 70er Generation gehen, wenn von Trampen die Rede ist. Trampen, kann hier nur eingeschränkt empfehlen, es sei denn man ist Reporter und mit Kamerateam unterwegs. Man ist vor allem nicht unabhängig, von Freiheit kann hier also keine Rede sein, das Risiko ist in manchen doch beträchtlich hoch und die Chancen, in unangenehme Situationen zu geraten, weil man keinen entsprechenden „Lift“ bekam, sind ganz gut.

Für Backpacker gehören TukTuk und Motorbike einfach zum Reisealltag. Die Reiseplanung auf nur noch ein Fortbewegungsmittel zu konzentrieren ist undenkbar. Und auch die clevere Kombination von Flugverbindungen, Bussen und Zügen ist eine Philosophie für sich und kann insbesondere bei knappem Budget ausschlaggebend sein. Für einige europäische Länder gibt es inzwischen Anbieter, die per Onlinetool, dem Reisenden die schnellste oder günstigste Kombination aus diversen Fortbewegungsmitteln heraussuchen, Jeepney und TukTuk fehlen hier allerdings noch.

Auch den Reisenden, die es gerne komfortabel haben und über das notwendige Budget verfügen, kann ich nur empfehlen, auch mal in einen Nachtzug oder Nachtbus zu steigen. Im Nachhinein, wenn ich meine Erlebnisse Revue passieren lasse, erinnere ich mich insbesondere an intensive Erlebnisse während der Reisen von A nach B und zum Teil weniger an die Zeit, die ich mich am Reiseziel befand. Wer einfach nur ein Land und seine Naturschönheiten bereisen möchte, kann sich durchaus im vollklimatisierten 5 Sterne Bus durch ein Dritte-Welt-Land kutschieren lassen. Begegnungen und Freundschaften mit der lokalen Bevölkerung bleiben dabei jedoch auf der Strecke, vor allem in Ländern in denen Komfort eine andere Definition hat, wie für einen selbst, gibt es jede Menge zu erleben.

“When you travel, remember that a foreign country is not designed to make you comfortable. It is designed to make its own people comfortable.” 

Clifton Fadiman

Landung der Propellermaschine auf Huahine, Französisch-Polynesien

Weiterlesen macht klug

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4 comments

  1. Das Moped-Gefährt auf dem ersten Bild ist echt der Hammer, damit wäre ich auch gern mal gefahren! Wie viele Personen passen da rein? Und viel wichtiger: Bewegt es sich dann noch vorwärts? 🙂
    PS: Der Link zu spiegel.de funktioniert leider nicht.

    • admin

      ok, checke ich gleich mal ab, Danke für den Hinweis.

      Na 15 bis 20 werden da schon reinpassen wenn man ordentlich stapelt 😉