Dich besitzt, was Du besitzt – Tipps zum Ballast abwerfen

Das erste mal musste ich mich mit dem Thema beschäftigen, als das Projekt Weltreise Form annahm. Plötzlich lag da eine schier nicht enden wollende ToDo-Liste auf dem Tisch. Eine der größten Sorgen bereitet (mir zumindest) eben dieses bestimmte Thema:

Wohin mit dem ganzen Kram, den ich besitze?!?!

Ballast abwerfen war angesagt!

Leichter gesagt, als getan! Ein Thema, mit dem du dich lieber zu früh als zu spät beschäftigen solltest, denn mit etwas Zeitvorsprung hältst du dir bestimmte Möglichkeiten offen, z.B. einen Teil deiner Reise durch Verkäufe deines Hausrats zu finanzieren.

Die Entledigung von Hausrat hat aber vor allem einen weiteren wunderbaren Nebeneffekt – die persönliche Entmüllungnicht nur physisch, nein vor allem mental!

Es gibt jede Menge interessante Literatur zum Thema „Ballast abwerfen“ und die mentale „Befreiung“, die du durch Trennung von altem Ballast erlangen kannst.

Trennung befreit

Trennung befreit – das trifft nicht nur auf die Trennung von einem nervigen Partner zu oder der Beseitigung deines geliebten Vokuhilas, mit der du dich seit den frühen 80ern erfolgreich zum Gespött der Menschheit machst. Nein, vor allem erzeugt die Trennung von physischem Ballast eine unheimliche mentale Befreiung. Das Horten von Material steckt uns seit 2 Generationen in den Genen und führt ziemlich offensichtlich auf die Nachkriegszeit zurück, in der es einfach notwendig war, alles Nutzbare aufzubewahren – für „Schlechte Zeiten“ halt. Diese Zeiten, sind glücklicherweise vorbei und wir leben inzwischen in einer Welt des Überflusses. Das der Weg zur Simplifizierung genau den Nerv der Zeit trifft, beweist auch der Kollege Werner Tiki Küstenmacher mit seiner Buchserie Simplify Your Life – Einfacher und glücklicher leben.

Im Grunde geht es beim Projekt Weltreise ja auch genau darum sein Leben zu simplifizieren, zu vereinfachen, mit weniger auszukommen, seinen Anspruch auf ein Minimum zurückzufahren – und im Gegenzug die Breite Fülle des Lebens zu erhalten. 

Zurück zum Thema – Das Projekt Weltreise ist also entschieden. Der Plan steht. Und dann offenbart sich wie aus dem Nichts ein erschreckend großer Berg an Hausrat, unendlich viel Kram in Kellern und Garagen, totalem Schrott in Abstellkammern und anderen Räumen, die du zu Lagerräumen umfunktioniert und dann aus deinem Gedächtnis verbannt hast. Dazu kommen kistenweise Erinnerungen an verflossene Liebschaften, die gute alte Matchbox-Auto-Sammlung, Hunderte von Schallplatten mit Affenköpfen (Ronnies PopShow) und kartonweise He Man Figuren, Rollschuhe mit viel zu vielen Rollen und alles, was die 80er und 90er sonst noch ausgemacht haben.  Plötzlich ist da so viel, was dich physisch und emotional an deine Heimat bindet. 

Das gibt’s nur eins:

Verkaufen – und damit Entmüllen!

Wir neigen dazu die Quantität unseres „Besitzes“ nicht wahrzunehmen, denn unsere Welt ist bestimmt von dem materiellen Wert des Besessenen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass dieser Berg, auch wenn es sich um einen Berg aus Schrott handelt, irgendwie beseitigt werden muss.

Diesen ganzen „Kram“ Stück für Stück abzugeben, zu verschenken oder zu verkaufen, gibt dir bereits einen kleinen Vorgeschmack von dem Gefühl auf Weltreise zu sein, frei und ungebunden zu sein, keinerlei örtlicher Verpflichtungen mehr zu haben.

Ein Komplettverkauf, das möchte ich vorwegnehmen, ist nahezu unmöglich. Es bleibt immer ein Haufen an persönlichen Gegenständen, Kisten und Schätzen erhalten von denen man sich nicht trennen kann und auch nicht trennen sollte. In Zahlen ausgedrückt, handelt es sich in meinem Fall um ca. 10 Umzugskartons.

Weitere 20 Kartons halte ich persönlich auf Lager, um bei einer Widerkehr nicht jegliche Grundausstattung wiederanschaffen zu müssen. Das sind die Dinge, die Löcher ins nicht vorhandene Budget fressen könnten, aber für das tägliche Leben notwendig sind, die ich also definitiv umgehend anschaffen muss, wie Geschirr, Besteck, die gute alte Play Station (jeder hat halt seine eigene Definition einer überlebensnotwendigen Grundausstattung). Sperrigen Hausrat dagegen, wie Möbel, habe ich veräußert. Insgesamt 600 Artikel gingen über meine virtuelle Ladentheke und haben mir einen fetten Betrag in die Weltreisekasse gespült.

Tipp für die erfolgreiche Umwandlung von Ballast in Bares: Nimm dir 1 Jahr Zeit!

So sah meine Timeline aus:

Phase 1
3-12 Monate vor Reisebeginn
Verkauf von hochwertigem Material zu Festpreisen, z.b. über ebay, an Bekannte und Freunde und auf Internetplattformen

Phase 2
2-3 Monate vor Reisebeginn
Verkauf des übrig gebliebenen Hausrates über ebay Auktionen ab 1,- € und an Trödler

Phase 3
1 Monat vor Reisebeginn
Verschenken von Einzelstücken und komplette Entsorgung  (Sperrmüll)

Insgesamt musst du für eine drastische Reduzierung deines Hausrates mindestens 6-12 Monate einplanen, sofern du mit eigenem Haushalt in einer 2-3 Zimmer Wohnung lebst, wie der Durchschnittsdeutsche. Doch es lohnt sich! Ich war zunächst verwundert, welch unsinniger Kram auf reges Interesse bei Käufern stößt und bares Geld bringt. Der Enthusiasmus weicht dann schnell der bitteren Enttäuschung, wenn es zu hochwertigen Möbeln kommt, die so gut wie verschenkt werden müssen.

Tipp für Möbel mit niedrigem Wertverlust: IKEA!

Müsste ich mich nochmal komplett mit Möbeln eindecken, wüsste ich ganz genau, wo ich mich mit Möbeln eindecken würde: BEI IKEA! An hochwertigen Designermöbeln und Einzelstücken, die mir viel bedeuteten, habe ich beim Verkauf 97% des Wertes verloren – und das für TOP-Möbel, in absolut neuwertigen Zustand!

Für meinen 8 Jahre alten IKEA-Kleiderschrank dagegen, habe ich > 50% des Neuwertes über eine ebay Aktion eingenommen. IKEA Möbel halten sich im Wert, wie keine andere Marke, obwohl der tatsächliche materielle Wert unwahrscheinlich niedrig ist. IKEA ist der Porsche unter den Möbelhäusern, zumindest was den geringen Wertverlust angeht.

Und wenn ihr absolut kein Geld verlieren wollt, dann kauft eure IKEA Möbel gebraucht bei ebay zum halben Preis. In der Regel sind die Stücke gut erhalten, können im Zweifel im nächsten IKEA partiell ersetzt werden und lassen sich nach Jahren wieder zum gleichen Preis über ebay versteigern. Nie wieder Wertverlust – bringt bares Geld für die Reisekasse!

Wie dich dein Besitz besitzt

Wer komplett „frei“ sein will, sollte sich von seinem Besitz bis auf die letzten persönlichen Gegenstände trennen, denn zu viel Besitz besitzt irgendwann Dich und das ist keine leere Phrase, wie ich inzwischen weiß. Hinter dieser Weisheit steckt mehr Wahrheit als zunächst vermutet. Mit jedem verkauften Teil, fühlt ihr euch plötzlich leichter, unabhängiger, freier und letztendlich doch: wohlhabender. In meinem Falle ist eine 5stellige Summe(!) zusammengekommen, alleine durch den Verkauf meines Besitzes, den ich als unnötig (!) betrachtete. Unglaublich!

Und was für ein wunderbar neues Gefühl, vollkommen „erleichtert“ durchs Leben zu gehen. Nichtahnend, dass ich bald noch viel weniger Dinge zum Glücklichsein benötige, Sand, Meer und 10,- € für die nächste Nacht. Minimalismus bringt Zufriedenheit.

Ballast abwerfen - Mit weniger glücklich sein

Alternative: Einlagerung

Für all diejenigen, die weniger als ein Jahr reisen, ist die Einlagerung des Hausrats eine echte Alternative. Wer annimmt, er spare durch die langfristige Einlagerung des Hausrats kräftig an Mietausgaben, der täuscht allerdings. Auch professionelle Lagerboxen können eine Stange Geld kosten. Hier gilt es das passende Angebot zu finden.

Tipp zur günstigen Einlagerung: Die Garage auf dem Land

Für maximal 30,- € / Monat lässt sich bereits eine Garage außerhalb der City anmieten. Günstiger als ein professionelles Lager, aber auch mit höherem Einbruchs- und Feuchtigkeitsrisiko. Möbel finden hier je nach Garagenzustand einen guten Platz für einen begrenzten Zeitraum. Wichtige Erinnerungen, Fotoalben, die Briefmarkensammlung von Onkel Klaus oder der Koffer mit den Lieblingsklamotten, alles Dinge, die man nicht veräußern möchte. Diese Gegenstände sind empfindlicher und können in einer feuchten Umgebung Schimmel ansetzen. Daher werden sie selbstverständlich im trockenen Keller bei Mutti eingelagert.

TIPP für Garagen: Spezialboxen verwenden

Für eine Einlagerung in Garagen, möchte ich euch ans Herz legen, keinesfalls Umzugskartons zu nutzen, sondern diese Spezialboxen.

Sich von Erinnerungen trennen tut weh

Keine Frage, es wird immer Dinge geben, mit denen du Erinnerungen verbindest. Eigentlich hängt an jedem materiellen Gegenstand auch eine emotionale Bindung. Die Trennung fällt schwer. Ich habe manche Gegenstände aussortiert, wieder einsortiert, aussortiert, auf ebay zum Verkauf angeboten, die Auktion wieder abgebrochen, dann doch wieder aussortiert…es war ein ewiges Hin und Her.

Tipp für die persönliche Entmüllung: Alles mit Bedacht!

Hier ist mein ernstgemeinter Rat. Nimm die Entmüllung nicht zu wörtlich! Du kannst dich ohnehin nicht von allem trennen. Es dauert eine Weile, bis du realisierst, dass manche Gegenstände, die du seit Jahrzehnten im Keller lagerst tatsächlich nur ein Haufen Müll sind. Doch wenn es Dinge gibt, an denen du hängst, ganz besonders Kindheitserinnerungen: Trenne dich nicht von ihnen.

Ich bin das Thema Entmüllung ein wenig zu radikal angegangen. Obwohl ich mich nun zweifelsohne „leichter“ und unabhängiger fühle und stolz bin, endlich einmal ausgemistet zu haben, gibt es einige Gegenstände, die ich heute vermisse.

However, auch dafür gibt es eine Lösung:

TIPP: Fotoarchiv zum Jammern anlegen

Durch die 600 ebay-Auktionen besitze ich von jedem Artikel Fotos. Bewahrt das Fotomaterial auf, um euren Erinnerungen an melancholischen Abenden bei einem Glas Wein nachtrauern zu können. Das ist Herz zerreißender als jede Romantikschnulze und nimmt definitiv weniger Platz weg, als das Zeug einzulagern.

Und nun, viel Erfolg bei eurer persönlichen Entmüllung!

Like & Share, wenn du auch mit weniger glücklich leben willst!

 

Weiterlesen macht klug

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5 comments

  1. lovingvegan

    Hej, cooler Artikel. Ich wünschte ich würde viel mehr besitzen, das ich verkaufen könnte und wo man auch Geld mit machen kann wie Schmuck und Elektrokram, aber da hab ich kaum was, bzw. das, was ich habe, brauche ich oder gehört zu so Sachen, wo das Verkaufen Quatsch wäre, weil ich es irgendwann wieder kaufen würde (Geschirr, Bügeleisen,…) Aber ich habe es zum Anlass genommen ein paar Bücher auszusortieren, Kopfhörer und eine ungenutzte Pulsmessuhr. Danke für den Anstoß. Morgen wird alles fotografiert und auf ebay gestellt bzw. in Verschenkgruppen bei ebay 🙂
    lg
    lena

  2. Liane

    Die Entmüllungsphase fande ich die letzten Tage sehr sehr nervenaufreibend. Endlich sind die Möbel verkauft. Mit dem Flohmarkt hat es nicht so geklappt wie erhofft, jetzt versuche ich es auch über das Internet noch einmal. Die Zeit rennt, bei mir sind es noch einen Monat bis zum Start. Aber es stimmt schon, es befreit, wenn man die Sachen los hat 😉

    Lg, Liane (www.facebook.com/travelstoryteller)

  3. Sarah Althaus

    Zu den wichtigsten Ratschlägen gehört bestimmt, so früh wie möglich mit dem Verkauf zu beginnen. Den ganzen Hausrat aufzulösen, benötigt sehr viel Zeit – wie du geschrieben hast – am besten ein Jahr vor dem Start der Reise beginnen. Es muss ja schliesslich alles bereitgestellt, fotografiert, ausgeschrieben und schlussendlich zur Abholung bereitgestellt oder versendet werden. Aber es ist in der Tat unglaublich befreiend!

  4. Janas Reisefieber

    Vielen Dank für die tollen Tipps.

    Es ist immer wieder unglaublich, wie viel Kram sich im Laufe der Jahre so ansammelt. Kitsch und Erinnerungsstücke, von denen die Trennung nicht immer leicht fällt. Über das Gefühl der Trauer bei der oft schmerzlichen Weggabe hilft es, dass der heißgeliebte Gegenstand nicht auf dem Müll landet, sondern ein schönes neues Zuhause gefunden hat. Die Freude des anderen ist Balsam für die eigene Seele.

  5. David

    Vielen Dank für diesen hilfreichen Artikel. Ausmisten ist sehr wichtig. Besonder wenn ein Umzug ansteht. Ein Umzug soll ja ein Neuanfang sein. Deshalb sollte man sich auch von alten Dingen, die man nicht mehr braucht, trennen.