Die beste Travelstory 2012 – …und die Story vor der Story

Die beste Travelstory 2012 – …und die Story vor der Story

Gibt’s ja nich. Der Artikel hat mir kreativ nicht mal was abverlangt. War ja schließlich nur ein Live-Bericht. Live von der Einreise in und durch die Sicherheitskontrollen der USA. Quasi ein Mitschnitt der Fragen nach Obst, Gemüse, Grund der Einreise und warum ich illegal Schinken in die Staaten einschmuggeln wollte. Halt das übliche, wenn man mal Urlaub machen will.

Und jetzt sowas:

Du komms hier net erein

wurde ausgezeichnet als Beste Travelstory 2012 und Jonny freut sich riesig.

Ich danke Euch vielmals! In diesem Sinne:

JUUÄS-ÄI 

Als kleines Dankeschön gibt´s hier noch:

23. Februar 2012 – 12 Stunden VOR der Einreise in die USA

Ausreise aus HONG KONG – Die Story vor der Story

Nach Auswahl durch den Zufallsgenerator der amerikanischen Sicherheitsbehörden, die jeden Reisenden in die USA mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% trifft (war klar! Aber ich gewinn ja auch im Lotto- immer 3 Richtige!) und die Ausstellung der Bordkarte nach eingehender Prüfung meiner Person endlich erfolgt ist – heißt es

Einchecken!

Dabei fällt mir ein: Bei der Einreise nach Hong Kong wird im übrigen die Temperatur gemessen. Nein, nicht die Außentemperatur, um wissbegierigen Urlaubern aus dem kalten Deutschland gleich nach der Landung mit sommerlichen Wettertemperaturen die Laune zu versüssen. DEINE Körpertemperatur! Mit einer bedrohlich wirkenden Fiebermesspistole bewaffnet, steht eine Beamtin parat, der die Angst vor der übertragbaren Seuche in den Mundschutz geschrieben steht.

„Please take off your hat for temperature check“

Dann wird Stirn geboten und das Ding wie zum finalen Kopfschuss angesetzt, um Einreisende auf gefährliche Fieberkrankheiten zu untersuchen und im gleichen Zuge auf den nächsten Raubüberfall in Hong Kong City einzustimmen. Erlebnis-Aviation nennt man das.

Aber das nur nebenbei. Das habe ich ja alles bereits hinter mir. Ausreisen heißt die Herausforderung.

Ich laufe auf dem soften Teppich bereits Richtung Flieger. Mein Abschnitt der Bordkarte parat, der Rest schon abgerissen.

„Guten Flug Mister“ schürt die freundliche Chinesin mit bezauberndem Lächeln meine Hoffnungen auf einen glatten Durchlauf bis zum Fensterplatz auf 31A.

Im, mit jedem Gang leicht mitwippenden, Schlauchgang, der wie ein Tunnel zum Flugzeugeingang führt, knubbelt es sich dann erneut. Auf der rechten Seite im Gang sind Tische aufgebaut. Dort stehen Beamte mit weißen Handschuhen und durchwühlen das Handgepäck von ausgewählten Reisenden. Alles Hong Kongnesen. Vermutlich die Sorte Reisender, die nach Schmugglern aussehen. Schwarze Haare, böser Blick, kenn ich doch, die Typen! Ich dagegen ein blonder Engel, den man soeben zu Unrecht 2 Stunden mit einer völlig überflüssigen Überprüfung durch Big Brother (is watching you) belästigt hat. Schön zu wissen, dass es auch die anderen trifft. Die, die es verdient haben, durchsucht zu werden, weil sie sich am Duty Free mit einer Jahrhundertration Alkohol und Zigaretten eindecken, als seien sie direkt auf dem Weg zum Bunker, um sich auf den nächsten vorhergesagten Weltuntergang vorzubereiten. Vorher noch schnell totsaufen und totquarzen und das steuerfrei! Herzlichen Glückwunsch!

Ich hab nix, also durch!

Und dann entdecke ich im Augenwinkel die kleine Kennzeichnung mit dem Kuli auf meiner Bordkarte, als ich sie dem Beamten hinhalte.

Ooh shhhhh**

„Sir, hier entlang bitte.“

„WAS? Wieso?“ Ich könnt mich totlachen, wenn das Ganze nicht so bitter wäre. Und er spricht die magischen Worte der Zermürbung:

„Sie wurden von den amerikanischen Sicherheitsbehörden für eine eingehendere Kontrolle ausgewählt.“

Ach ja? Erzähl mir was Neues! Ich muss echt die Pest haben oder so!

„Das weiß ich auch Mister, ich habe gerade 2 Stunden am Checki-In-Schalter verbracht und auf meine Bordkarte gewartet, weil meine Daten in den USA kontrolliert wurden. Das ist aber bereits erledigt (dachte ich).

„Richtig, teil der Kontrollen ist außerdem noch das Gepäck. Und jetzt ist ihr kleiner Rucksack dran. Der da!“ Er zeigt auf meinen Rucksack.

Na bitte,  wenns sonst nichts weiter ist.

Er öffnet den Rucksack und weitet die Öffnung mit seinen weiß behandschuhten Händen. Dann zaubert er ein merkwürdiges längliches Kunststoffding aus einem Köcher, das aussieht wie ein Schuhanzieher. Am Ende des Schuhanziehers ist ein kleines weißes Tuch über die Spitze gespannt, sieht aus wie Mikrofaser. Er schiebt das Ding in meinen Rucksack (falls irgendjemand weiß, wozu das ist, bitte kommentieren! Ich weiß es bis heute nicht).

„Öhm,“ ich zeige auf das Ding, „was ist das???“ und versuche dabei, wie ein Technik-Freak-Nerd zu gucken, der sein Leben mit Platinen-Löten verbringt.

Keine Antwort. Er stochert behutsam in meinem Rucksack herum, als würde ich eine Tonne Plutonium mit mir führen, das ihm bei unsachgemäßer Behandlung jeden Moment um die Ohren fliegen könnte.

„Sorry?“

Keine Reaktion. Hochkonzentriert bemüht sich der Mensch jedes einzelne Teil in meinem Rucksack mit diesem seltsamen Ding abzustreifen.

„Was ist das denn fürn Ding so?“ Ich wirke bemüht beiläufig neugierig.

Nix. Er setzt die Stocherei fort, wie ein Schönheitschirurg bei einem besonders schweren Fall von Fettabsaugung. Dann wendet er sich mir wieder zu.

„Ziehen Sie bitte die Schuhe aus.“

„Echt jetzt?“

„Ja.“

Ich ziehe die Schuhe aus.

Er klopft mit dem Schuhanzieher gegen mein Knie.

Ich denke kurz darüber nach, ob ich jetzt wie beim Miniskus Test beim Orthopäden die Lizenz zum Zutreten habe. Doch ich beschließe, dass dies keine so gute Idee ist. Ich wähle eine effektivere Methode der Einschüchterung und penetriere durch reinen Fußgeruch.

Er klopft wieder und schaut mich an.

„Feet.“

„Ja?“

„Show me your feet.“

Was will der???

„Feet UP.“

Ah, ich hebe den Fuß. Und er…

…er streicht seinen Plastiklöffel unter meine Füße. Ich muss Lachen.

„Can I take a photo?“

„No photo!!!“

„C´mon, just for my memories.“

„NO PHOTO SIR!“ Oh, böser Blick!

Kein Foto, keine Antwort. Das gibt’s doch nicht!

„Sorry Sir. For what (the FUCK) is that (Schuhlöffelanzieher)thing???“

„Das darf ich Ihnen nicht sagen.“

„Why not?“

„Security Check.“

Super Antwort?!

Das darf er mir also nicht sagen. Aber das Ding, welches vorher über geschätzte 5000 Hong Kongnesische Schweißquanten gezogen wurde, schööön über meine Tomate, meine Banane und meine Schinkenbrote ziehen, das kann er.

Und damit ist die Frage geklärt, warum auch nach 12stündigem Flug genannte Lebensmittel noch unangerührt blieben und der Tomaten-Bananen-Schinkenbrote-Eklat in San Francisco seinen Lauf nahm…

True Story!

 *************************

Nachsatz:

*BLITZ* Oh shit, ich Idiot! Von ganz allein ausgelöst, das Ding.

Er stoppt seine Arbeit am nächsten Passagier, lässt die Arme fassungslos herunterhängen und schaut entsetzt in meine Richtung.

„SIIIRRRRR I SAID NOOOO PHOTOS!!!!!“

„Ups.“

Weiterlesen macht klug

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10 comments

  1. Ich glaub damit checken sie auf Drogen und/oder Sprengstoff. Aus irgendeinem Grund haben sie in Frankfurt meine Fototasche ganz lieb gewonnen. Die wird dann jedes Mal abgewischt mit dem Ding und dann stecken die das Tuch in so ein seltsames Gerät und sagen mir dann es passt alles. Wollten mir aber auch keine genaue Auskunft geben, sind also nicht nur die Amis.

    • admin

      Die Vermutung liegt zumindest nahe. Aber das erscheint mir so offensichtlich. Irgendwie glaube ich dass da mehr dahinter steckt. Die Suche nach extraterrestrischem Leben oder so.

  2. Julia

    Bei der Ausreise in Neuseeland wurde mein Rucksack (die Träger) mit so einem Teil abgewischt. Auf meine Frage, was das sei, wurde mir gesagt, sie untersuchen auf Sprengstoff. War bei mir auch so wie bei Silvia (abwischen, in ein Gerät stecken).

  3. Hallo,
    wenn es nicht so unglaublich wäre, wäre es wirklich witzig. In jedem Fall: ein sehr unterhaltsamer Artikel!
    Darauf kommt doch kein Europäer… Ich möchte ungern meine Schuhe ausziehen und auch noch meine Temperatur messen lassen. Dürfen die das denn überhaupt – anscheinend. Dort scheinen sie doch ein wenig konservativer zu sein…

    Woran ich übrigens gedacht habe war: Strahlenmessgerät. Ich weiß nicht, ob das ohne Weiteres möglich ist, aber es könnte doch sein, dass sie den Strahlenwert ermitteln wollen. Aber Silvias Antwort mit Sprengstoff / Drogen klingt für mich plausibler.

    Viele Grüße
    Sarah

    • Jonny

      Soll das heissen, dass ich auf Dich verstrahlt wirke?! Ok…

  4. Daniela

    Genial! Ich hab mich mal sehr beliebt gemacht, als ich im Handgepäck (Ryanair!) ein (nicht ganz billiges, aber völlig stumpfes) Kinderbesteck von Harrods durch den Security Check in London Stansted zu transportieren. Nach 30 minütiger Diskussion mit mehreren Vorgesetzten und dem Indianerehrenwort, damit nicht das Flugzeug zu kapern, durfte ich es dann doch noch mitnehmen. Geduld, Freundlichkeit und Unschuldsmiene sei Dank 😉

    Und mit dem Tuch wird tatsächlich auf Sprengstoff getestet. So auch mein Panda, der mich von Hong Kong aus nach Hause begleitete. Das Tuch sollte aber eigentlich nur einmal benutzt werden. Guckst du hier: http://www.ksta.de/ratgeber/hintergrund-so-laeuft-ein-sprengstoff-test-ab,15189524,12858530.html

    • admin

      Da drängt sich mir die Frage auf, warum du mit Kinderbesteck reist?!

  5. Solche Fiebermessgeräte gibt es in China an allen Ecken. Auch auf dem Flughafen in Peking und ich glaube auch in den Bahnhöfen.

    Einmal, als gerade die Vogelgrippe in war, standen vor meiner Wohnsiedlung zwei Typen mit so einer Pistole und haben mich gemessen, als ich rausging.

    Ich bin sonst ja eigentlich friedlich, aber das hat mich wütend gemacht und ich hab ihnen versprochen, das nächste Mal das Gerät wo reinzuschieben. Glücklicherweise ist mein Chinesisch nicht gut genug, sonst hätte mir das vielleicht noch Ärger bereitet… 🙂

    • admin

      Wieso denn? Das finde ich total berechtigt von Dir! Wenn Du das Gerät anal verwendest ist die gemessene Temperatur doch auch VIEL exakter!

      Oli, Daumen hoch für Deine Kooperationsbereitschaft ! 😉