Gong Xi Fa Cai – Happy Chinese New Year (Part I)

Gong Xi Fa Cai – Happy Chinese New Year (Part I)

Jedes Jahr an einem Neumond zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar vereinigen sich Milliarden von Chinesen auf der ganzen Welt (ja, die sind wirklich so viele) in China, Hong Kong, Korea, der Mongolei, Taiwan, Vietnam, Thailand, Singapur, Malaysia, Indonesien, den Philippinen und in all den ferner gelegenen Chinatowns dieses Planeten, um den wichtigsten Tag des Jahres zu feiern- Chinese New Year – Das chinesische Neujahr!

Das Chinesische Neujahr richtet sich nach dem Mondkalender, weshalb in diesem Zusammenhang auch öfter der Begriff Lunar New Year verwendet wird und das Neujahr nicht auf den 1. Januar, wie bei uns, fällt. Die Chinesen verabschiedeten in diesem Jahr am 09. Februar das Jahr des Wasserdrachen und begrüßten am 10. Februar das Jahr der Wasserschlange. Dabei lassen sich die Regierungen der asiatischen Länder der „ersten Welt“, die prunk- und schmuckvolle Dekoration der Innenstädte schon mal gerne ein paar Milliönchen kosten.

Ein riesiger Wasserdrachen, gebaut aus Hunderten von chinesischen Papierlampen in Singapurs Chinatown.
Hunderte von Metern zieht sich eine gelb leuchtende Wasserschlange durch die Parallelstraße.

Dabei handelt es sich bei diesem Fest nicht einfach nur um die Einleitung des Neujahres, wie es bei unserem Silvester der Fall ist. Chinese New Year hat viel mehr Gewicht, große traditionelle Bedeutung und ist neben dem Neujahrsfest auch ein Familienfest mit vielen Ritualen und großem Aberglauben. Es wird geballert bis zum Abwinken, sowohl mittels Feuerwerk , als auch bei gebranntem Reisschnaps, es wird beschenkt, dass es nur so Geld regnet und gespeist, bis die Nähte platzen. Und man versinkt sich in Ritualen, die Glück und Wohlstand herbeirufen und böse Geister fernhalten sollen. Nach unserem Verständnis also eine Kombi zwischen Silvester, Weihnachten, Ostern und Walpurgisnacht – was ne geile Party! Und das nicht nur an einem Tag, nein 15 (in Worten F-Ü-N-F-Z-E-H-N) volle Tage am Stück!

Inzwischen selbst zu einem Asiaten mutiert, wurde es Zeit, erstmals selbst das außergewöhnliche Neujahrsfest zu zelebrieren und mich und Euch in Sachen CNY (Chinese New Year) ein wenig weiterzubilden.

Der Einfluss auf den Arbeitsmarkt

Ein interessanter Effekt des CNY ist, das weltweit der größte Teil der chinesischen Migranten ihren kompletten Jahresurlaub in Anspruch nehmen, um ihre Familien in der Heimat zum traditionellen Reunion Dinner zu besuchen und dann nicht wieder zurückzureisen, bzw. den Job aufzugeben. Die Auszahlung der Jahresboni kurz vor CNY ist mit ein Grund für die Motivation, sich vom alten Arbeitgeber zu verabschieden. Am Familientisch werden dann gemeinsam neue Pläne geschmiedet und es ergeben sich neue Arbeitsmöglichkeiten. Im Anschluss an Chinese New Year werden demzufolge eine große Anzahl Arbeitsstellen frei und neu verteilt, die Sorge eine neue Arbeit zu finden, besteht also kaum und selbst wenn, macht man sich darüber erst später Gedanken.

 Prosperity Prosperity Prosperity

Bereits am „20. des elften Monats“ starten die Vorbereitungen zum Neujahrsfest mit der Reinigung des Hauses mittels Bambuszweigen und dem Schmücken von Häusern und Straßen, vor allem mit roten Papierlampen und anderem roten Schmuck mit goldenen chinesischen Schriftzeichen und lachenden chinesischen Cartoongesichtern.

Rot steht für Glück und Wohlstand und des Chinesen liebstes Kind ist Wohlstand!

Prosperity

ist das wohl meist gesprochene und gedruckte Wort für Monate während der Neujahrsvorbereitung und ist an jeder Straßenecke, in TV-Werbung, auf Postern und Plakaten und Einkaufsmalls zu lesen. Was der westlichen Kultur ihr Sehnen nach Gesundheit, ist der chinesischen Kultur ihr Wunsch nach Reichtum und Wohlstand. Dies ist auch der wesentliche Punkt, der mir als Europäer ein wenig strange erscheint (obwohl ich mich über Wohlstand jetzt nicht unbedingt beschweren würde, nein). Wünschst Du einem Chinesen viel Gesundheit zum Neujahr, ohne auch nur Wohlstand erwähnt zu haben, kann es gut sein, dass Du einen Blick ernest, als hättest Du ihm gerade die Pest an den Hals gewünscht.

Mit ein wenig Verständnis für die vielen Arbeiterchinesen aus ärmeren Gegenden Asiens, ist der starke Fokus auf Wohlstand jedoch ein wenig besser nachvollziehbar. Es heißt Asiaten arbeiten härter und länger. Der Arbeitsdruck, insbesondere in asiatischen Ländern der 1. Welt, wie Singapur, Hong Kong, Japan und Korea ist brutal und Arbeitstage von 12-18 Stunden, auch an Wochenenden, bei 7 Tagen Urlaub pro Jahr sind hier keine Seltenheit. Das mindeste, was der fleissige chinesische Arbeiter unter diesen Umständen erwarten kann, ist verdientermaßen Wohlstand. Großer Mist nur, dass keine Zeit bleibt, das ganze Geld auszugeben!

Der Wohlstands-Wahnsinn wird gar so sehr herbeigesehnt, dass selbst Mc Donalds seine Umsatzzahlen gehörig steigert, indem ganz einfach ein Prosperity-Burger auf den Markt geschmissen wird. Was zum Teufel ist ein Prosperity-Burger?!?! Ein Wohlstands-Burger! Aus saftigem Fleisch einer besonders wohlhabenden Kuh?!?! Was auch immer den Namen Prosperity trägt, funktioniert in Asien von November bis März! Der Rubel rollt.

Freunden gibt man ein Küsschen…

…oder Mandarinorangen!

…oder (mir bitte nicht!) Schweinetrockenfleisch!

Dies sind die speziellen Zuwendungen für Bekannte und Freunde, einige Wochen vor dem Beginn des Neujahrs.

Aber auch Firmen verschicken in Massensendungen an Kunden und Geschäftspartner Orangen und Pork Jerky. Das ist getrocknetes, in Scheiben geschnittenes Schweinefleisch, das ich bisher nicht anrühren wollte. Im Rahmen der Neujahrsfeier bin ich aber ziemlich schnell auf den Geschmack gekommen. Das Fleisch schmeckt völlig anders, als es zunächst den Anschein erweckt (und in Wirklichkeit sieht das Fleisch nicht so lecker aus, wie auf dem Foto), nicht zäh, hart und fettig, wie runzlige, liegen gelassene Salami, sondern lecker herzhaft und süß zugleich und die Chinesen rennen den Fleischereien die Läden ein, um sich das Zeug zu beschaffen.

Der Wunschbaum

Vor Shoppingmalls und in Einkaufsstraßen werden chinesische Wunschbäume aufgestellt, an die man mit Schwung seine Mandarinorange, versehen mit einer persönlichen Wunschkarte, werfen kann. Gegen eine Spende von 2 Dollar erhalte ich so eine Mandarinorange (über deren Verzehr ich kurz nachgedachte hatte), um festzustellen…huch FAKE…das ist eine Schaumstoff-Knautsch-Mandarine.

Meinen fragenden Blick beantwortet der lachende Chinese mit den Worten:

„Solly man, if yu wan to hav real Orang, yu go to Chinna o Hong Kong, lah.“
„But why?“
„Becoz all fruits fall down, can you imagine de mess, we woud have on street?! Thats so dirty, yah“

Und er verzieht dabei das Gesicht, als wäre er soeben in einen riesigen Haufen Hundekot getreten.
Ok, ich hatte vergessen, dass ich mich in Singapore, a fine City, befinde. Dreck unerwünscht.

Man schreibt also seine Wünsche für das neue Jahr auf die Wunschkarte und wirft die Orange den Kanutschball über einen Ast des Baumes Kunststoffgebildes, welches den Eindruck eines Baumes erwecken soll.

Qipao – Das Schönste zum Schluss

Das bezauberndste an diesem Fest aber ist der sogenannte Qipao oder Cheongsam, ein traditionelles chinesisches Kostüm, das sich Mädels und Damen zu dieser Zeit des Jahres gerne überschmeissen, um wie edle Chinesische Damen der 30er Jahre durch die Straßen zu stolzieren und damit mächtig Eindruck auf die hiesige Männerwelt machen. Hauteng mit hochgeschlossene Krägen und teils über den gesamten Oberschenkel geschlitze Seiten und die Fertigung aus feinster Seide oder glänzendem Satin machen einen original Qipao aus. Und spätestens jetzt habe ich den Eindruck, dass irgendwas fehlt, bei unserem Silvester in Deutschland.

 

Weiterlesen macht klug

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6 comments

  1. Matze

    Wow. Hier in Laos geht das ganze reichlich stilloser zu. Die Chinesen benehmen sich daneben und überfahren besoffen bei Ihrer Laos-Rally Kinder.

  2. Noch eine kleine Ergänzung zum Thema Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Was du schreibst, ist zwar im Prinzip richtig. Aber man muss unterscheiden zwischen den Wanderarbeitern und den besser bezahlten Angestellten.

    Die erste Gruppe ist auf das Jahresgeld angewiesen, damit sie sich überhaupt die Fahrkarten in die Heimat kaufen kann. Und da unqualifizierte Arbeiter leicht zu ersetzen sind, ist es auch kein Problem, wenn hin und wieder mal jemand nicht zurückkommt.

    Anders ist es hingegen bei den besser qualifizierten Angestellten. Hier entwachsen dem Arbeitgeber Probleme, wenn die Leute nicht mehr auftauchen. Deswegen gibt es in diesem Bereich seit einigen Jahren einen Wandel und immer mehr Firmen zahlen den Bonus erst nach dem Urlaub.

    In der Firma in Peking, bei der ich gearbeitet habe, war es allerdings noch einmal anders. Dort hat man den Leuten Vorteile versprochen (zum Beispiel eine Niederlassungsbewilligung für Peking), wenn sie mindestens drei Jahre bleiben.

    • admin

      Ich höre hier von Bonussen von 6 Monatsgehältern. Da muss ich ehrlich sagen…verständlich. Ich würde ja die Gehälter anheben und keinen Bonus mehr zahlen, sodass eine Fluktuationsbalance über das Jahr entsteht. Aber gut, wer hört schon auf mich.

  3. So eine Dynamik auf dem Arbeitsmarkt wäre in Europa oder den USA absolut undenkbar. Hier geht den Leuten bekanntlich in den meisten Fällen ja nichts über Sicherheit im Job.

    Finde den Artikel über das CNY daher unglaublich interessant – man sieht mal wieder, wie sehr sich die chinesische Kultur doch von der unseren hier in Europa unterscheidet. Verwundert hat mich auch, dass das CNY in Staaten wie Korea gefeiert wird, habe mich aber kurzerhand bei einem koreanischen Freund erkundigt und der hat bestätigt, dass dort auch das CNY gefeiert wird und zwar nicht nur von Chinesen sondern auch von Koreanern!

    • admin

      Ja, die gesamte Arbeitsmentalität unterscheidet sich unter Asiaten je nach Nationalität auch noch einmal gewaltig. Während -ichnennjetztkeinLand- kräftig Stunden kloppen, sammeln -undjetzterstrechtnicht- kräftig Krankheitstage, weil sie sich morgens mal ein wenig „müde“ fühlen. Kommst Du heut nicht, kommst Du morgen. Also Backpackermentalität 🙂