Good morning Vietnam

Good morning Vietnam

Die 10 Std. im monströsen 600 Sitze-Flieger vergehen wie im Fluge. Mit Vietnam Airlines kann man definitiv fliegen. Entgegen der Befürchtungen zahlreicher Bekannter wurden keine Kriegsbomber für den Flug eingesetzt.

Den englischsprachigen Bordfilm „The balls of Fury“ vestehe ich zwar nur zu 5%, amüsiere mich aber dennoch köstlich. Der Titel sagt eigentlich alles aus.

In Hanoi angekommen belagern mich zunächst dutzende Vietnamesen, die mir Hotels, Taxifahrten und wasweissichwas aufschwatzen wollen. Ich wehre mich erfolgreich mit sturer Ignoranz, wie es mir von anderen Vietnam-Reisenden angeraten wurde. Bis ich auf den glorreichen Gedanken komme, ja doch ein Taxi zu benötigen, gleich den ersten riesigen Fehler begehe und mich auf einen der Taxi anbietenden Vietnamesen einlasse. Ich frage ihn wo sein Fahrzeug steht. Er entgegnet „Vor dem Eingang“. Wir verlassen gemeinsam das Flughafengebäude …alles voller Taxen, ich Idiot! Na klar, nur seins nicht. Er meint, wir müssen einige Schritte zum Parkplatz gehen. Ok…warum nicht. Nach einigen Minuten werde ich misstrauisch. Er versichert mir, dass wir jeden Moment sein Fahrzeug erreichen. Als ich merke, wie der Weg, plötzlich menschenleer wird, stoppe ich und sage ihm, dass ich keinen Schritt mehr weiter gehe. Er zückt sein Handy und ruft sein Fahrzeug zu sich…scheinbar eine Art vietnamesischer Knight Rider. Nach einigen Minuten kommt eine Schrottkiste um die Ecke gefahren, die aber so gar nicht nach K.I.T.T. aussieht, Der deutsche Tüv würde dieses Ding sofort aus dem Verkehr ziehen. Aber ich denke mir, hey wir sind in Vietnam, kein Problem, dritte Welt…Schrotttaxi…passt!

Außerdem kann er mich sowieso nicht abziehen. Den Preis habe ich vorher ausgemacht. Mich im Flughafengebäude bei Sicherheitsbeamten erkundigt, wie viel eine Fahrt in die Stadt kostet, also was soll passieren? Ich bin ein Fuchs…NICHT! Und schon befinde ich mich in der ersten Verarsche. In Vietnam gibt es Maut-Stellen an der Innenstadtgrenze. Als wir darauf zufahren, fragt der Fahrer mich nach dem Geld, damit er die Maut bezahlen kann. Ich zahle den vereinbarten Fahrpreis, er steigt aus, bezahlt und wir setzen die Fahrt fort.

Die Jungs geben sich Mühe mich zu unterhalten, das Eis zu brechen und die best friends Nummer abzuziehen. Funktioniert nicht, ich bin viel zu konzentriert, mich irgendwo festzukrallen, falls die Beifahrer Tür abfliegt und ich durch den Sog ala Katatrophenflug 747 hinausgezogen werde könnte.

Am Zielort abgekommen, nehme ich meinen Rucksack aus dem Kofferraum, bedanke mich und möchte mein wohlverdientes Bett ansteuern, als der freundliche Vietnamese meines Vertrauens meint „Hey, the money!“ Ich dachte, ich traue meinen Ohren nicht „Sorry?!“

Und dann spielt sich folgender Dialog ab:

You giv mi the money.
The money? I gave you the money 10 minutes before.
Oh no män. That was for maut.
For maut? You didn’t tell me something about maut before.
Yes but sis was maut. Giv mi my money.
No. They told me at the airport the price to Hanoi and I gave it to you. That’s it.
No man, giv mi money.

Wow, was passiert hier gerade? Ich bin im falschen Film. Tja, ich habe mir nur leider vorgenommen, mich nicht bescheissen zu lassen. Also nicht nachgeben:

I WILL NOT give you the money. I know the prices.
You giv mi my money.
Don’t you understand?! NO!
I want my money, You giv mi my money! Now!
NO!
YES!
NO!
Y…!
NOOOOOOO Du Vollarsch! (Nein er spricht kein Deutsch)

Oh man, der lässt nicht nach. Ich schaue mich um. Ich befinde mich in einer Seitenstrasse mitten in Hanoi. Die Strasse macht nicht gerade den vertrauenserweckendsten den Eindruck. Wir haben 5 Uhr morgens. Mir wird etwas anders, als ich merke, wie verlassen die Strasse ist und dass die wenigen Menschen, die ich sehe, ausschließlich Vietnamesen sind. Kein Tourist weit und breit. Sein Fahrer sitzt im Wagen und wartet. Er steht vor mir, einen Kopf kleiner, schaut mich nervös an und wartet auf sein Geld.

Ok, ganz ruhig. Diskussion aussichtslos, was bleiben mir für Möglichkeiten?

a) Ich ziehe ihm meinen Rucksack über den Schädel und laufe so schnell ich kann.

b) Ich gebe ihm sein Geld und ärgere mich danach den ganzen Tag darüber.

Ich streiche a) und b) und entscheide mich für

c) …klaro. Wir sind in Asien. Handeln.

Ok, ich fange also an zu handeln. Er findet die Idee irgendwie scheisse. Nach langem Hin und Her einigen wir uns dennoch auf 23,- €. Als ich das Backpacker Hostel Hanoi betrete, treffe ich bereits nach 2 Minuten auf einen Leidensgefährten aus Skandinavien. Ich erzähle ihm meine Geschichte und er schaut mich beeindruckt mit ganz großen Augen an.

„23,- €??? Holy shit I payed 130,- Euros!“

Bei ihm haben sie einfach eine Null drangehängt, auch nicht schlecht. Die reguläre Fahrt kostet 13 Euro.

Ich fühle mich gleich viel weniger betrogen…nice!

Weiterlesen macht klug

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