Hong Kong

Hong Kong


Hong Kong. Irgendwie der große Bruder von Singapur. Mit viel mehr Platz (dachte ich) und irgendwie muss doch enger zusammengerückt werden. Hier gibt’s definitiv das kleineste Zimmer meiner bisherigen Reise 3qm, vollverkachelt, fensterlos, steril, weiß, ein Traum für Exsträflinge mit Klaustrophobie. Der gelegentliche Duft von Urin strömt durch die Ventilation, die irgendwie versehentlich mit dem Abwasserrohr verzweigt sein muss. Hier waren Vollprofis am Werk (Made in China).

Die Temperaturen sinken für mich von 36 (Kambodscha) auf 15 und nachts 10 Grad hier in Hong Kong. Nice to know is, kein Zimmer in Hong Kong verfügt über eine Heizung. Nach einer Nacht ziehe ich mir eine Erkältung mit Fieber zu und verbringe die kommenden 72 Stunden in einem gekachelten Traum in weiss. Nach einiger Zeit nimmt der Drang mit dem Schädel gegen die Wand zu schlagen erstaunlicherweise drastisch zu. Interessant was so ein weisser Raum mit einem anstellt.

Hong Kong erfüllt das Asiaklischee etwas mehr als Singapur. Auf dem Weg zur Bahn wird mir wieder die gesamte Bandbreite an Drogen, Fakerolex, Prostituierten und Massagen angeboten und jeder indische Herrenschneider ist Exklusivlieferant von Hugo Boss in Deutschland (na logisch!).

Höflich lächelnder Inder stoppt mich frontal:

Tailorsuit mister, cheap!

No thanks

Nice suit (am Arm packend)

No thanks, i dont need (Arm vorsichtig wegziehend)

No really nice, u know how cheap?

Thank u, i DONT NEED a suit.

But mister is cheap, i show u please.

I HATE cheap suits. (HA, und nu?! 😀 )

No, for u cheap, but ist high quality, is first class.

Laufe schneller weiter…

…Inder läuft schneller nebenher.

Ich hoffte, er wird es nicht sagen…ich hoffe er wird es nicht sagen…bitte tu es nicht…bitte bitte tu es nicht.

Doch er tut ES:

MISTER!

WE.ARE.EXCLUSIV.DELIVERER.TO.HUGO.BOSS.SUIT.MISTER!!!

Ich muss lachen und gehe weiter…

…Inder gibt nicht auf.

U know Boss, Mister???

I AM FROM GERMANY my friend. Of course i know Boss. If I wanna have a Boss Suit i´ll buy it in Germany. If I wanna have a cheap suit, I can buy it at C&A, 30 Euros!

WHAT? No no no. Germany very expensive.

No, my friend, actually Germany is very cheap, Just asians think its very expensive and germans must be very rich. But thats bullshit! We have no money and cheap suits, nice ha? 😀

But mister, we good quality. Different!

Yeah, but i told u, I dont need. I have a small bag.

I send for u to germany.

Why?! I´m in Hong Kong!

When u go back to germany?

In 1 Year!

Aah (winkt genervt ab) U never german.

Ja, Du mich auch!

Die indischen Händler der Chungking Mansion (Backpackerhaus mit ca. 40 Hostels in Kowloon) geben richtig Gas und drücken die Toleranzschwelle eines jeden Backpackers auf ein niedriges Niveau. Dennoch möchte man freundlich bleiben, denn es tummeln sich hier einige Gestalten herum, denen man Nachts nicht begegnen möchte und das ist auch schon der wesentlichste Unterschied zu Singapur.

Wenn ich bereits in Singapur 76 Tage verbringen konnte, reicht nicht mal 1 Jahr, um Hong Kong gebührend zu sightseen. Hong Kong ist Singapur in größer und vielfältiger aber auch rauher, etwas gefährlicher, dreckiger, weniger stylish und definitiv chinesischer. 96% der Bevölkerung sind Chinesen. Die Landessprache ist nicht englisch, wie in Singapur, sondern chinesisch, was bedeutet, dass man durchaus auf fragende Gesichter trifft, wenn man auf Englisch nach dem Weg fragt.

Was mir als erstes auffällt – Fashion! Die Mode ist unglaublich stylish, extravagant und scheint uns einen Sprung voraus zu sein. Hong Kong ist das Paris Asiens. Hier tragen Frauen Schuhe, für die deutsche Mädels morden würden. In welchem Modeloch wir uns befinden, zeigt einfach schon die Tatsache, dass Gucci, Chanel & Co für uns Luxusdesigner sind, die wir aus TV und Modemagazinen kennen – „Reiche tragen das!“ Es sei denn, Lagerfeld schmeißt mal eben ein paar Restfetzen für H&M auf den Markt und ermöglicht Millionen von Möchtegern Hipgirls sich mit einem 50 Euro Lagerfeld-Accessoire auszustatten.

Wen wunderts, wer bei H&M in Hong Kong einkauft, sieht exakt so aus:

Sowohl in Singapur als auch Hong Kong liegen die Durchschnittsgehälter niedriger als in Deutschland, dennoch gehört die Chanel Tasche zur Grundausstattung jeder Frau. Die Läden teurer Modedesigner, die in Deutschland gerne der älteren Generation vorbehalten ist, werden in Hong Kong von jungen Frauen und Otto-Normal-Bürgern besucht, die ihr hart Erspartes in Status investieren. Und das selbst, wenn sie nicht zu den absoluten Style-Granaten gehören, wie man auf dem pic sieht. Während ich noch nie einen Designerladen in Deutschland ansatzweise gut gefüllt sah, stehen hier Gäste vor dem Laden Schlange, wie vor einer Neueröffnung Hollisters oder Abercrombie & Fitchs. Nur für eine…..mmh ordinäre schwarze (zugegebenermaßen endgeile) Ledertasche?! Und das OHNE Sixpack bepackte Einzelhandelskaufmänner oder halbnackte Einzelhandelskauf“mädchen“ (für die, die die Mär vom T-Shirt verkaufenden Model noch immer glauben).

Hier fahren keine alten Kerle Porsche, hier bringen junge Typen gleich so schwere Geschütze auf die Straße, dass ein 18jähriger neureicher Führerscheinneuling schon einen Panzer bräuchte, um in der Uni Eindruck zu schinden. Ich würde behaupten, Hong Kong hat die höchste Lamborghini-Dichte, die ich jemals sah (ob das daran liegt, dass ich Italien meide?).

Was es finanziell bedeutet, z.B. in Singapur einen Boxster zu fahren?

Deutschland – 48.000,- €

Singapur –  350.000,- S$

(1,- € = 0,65 S$)

Aus dem Land des Autos zu stammen, ist nicht das aller übelste. Deutsche Fahrzeuge sind das Statussymbol Nr. 1 hier in Asien.

Während ich innerhalb von 5 Minuten an exakt 3 Rolex Läden vorbei schlendere, saust im Schnitt ein Multimilliardär in seinem Lambo an mir vorbei. Da fühlt man sich gleich wie zu Hause (ich grüße Frechen, mit der höchten 3er BMW-Dichte weltweit).

Über Metropolen dieser Welt

Politesse in Köln zu sein, bedeutet, sinnlose 5-Euro-Knöllchen an Idioten zu verteilen, die mit ihrem aufgemotzten 3er BMW, eine lebensrettende Krankenwagen Ausfahrt zuparken, während sie im Aldi schnell ein paar Kippen besorgen, was die Politesse automatisch zu einer der meist gehassten Menschen unseres Landes macht.

Politesse in Singapur zu sein, bedeutet, inkognito auf Jagd nach, auf die Straße rotzenden Touristen, zu gehen, um 500-5000 S$ zu kassieren, die es dem Staat ermöglichen, eine der modernsten Megacities der Welt auf die Beine zu stellen und die Politesse zu einer der meist gefürchteten Respektpersonen macht.

Politesse in Hong Kong zu sein, bedeutet, abends seiner Liebsten zu berichten, wie viele Lamborghinis man gestreichelt hat – mit einem Strafzettel selbstverständlich – was den Fahrer zero interessiert, und den Job der Politesse zum gefragtesten Männerjob Hong Kongs macht (dies ist lediglich meine Interpretation).

Hier laufen verdammt viele Menschen herum. Hong Kong ist eine pulsierende Megametropole, die Stadt ist lebendig, nachts deutlich aktiver als Singapur, tagsüber höchsteffizient durchorganisiert mit etwas weniger Liebe zum Detail im Vergleich zur kleinen Schwester. Singapur ist klein und einfach nur perfekt, Perfektion verliert sich mit zunehmender Größe.

Macht nichts…

…HONG KONG IST GEIL!!!

Weiterlesen macht klug

Leave a Reply to Bettina Cancel Reply

*

5 comments

  1. Galileo

    Ich fahre in zwei Monaten auch nach Hong Kong. Könntest Du schreiben, welches Hotel/Hostel das war und wieviel es gekostet hat?

    Bin noch auf der Suche nach einer günstigen Unterkunft.

    Viele Grüße & Danke

    • admin

      Fahr einfach zur Chunking Mansion in Kowloon. Ca. 40 Hostels in einem Gebäude. Preis liegt bei 150 HK-Dollar.

  2. Chungking Mansions sind schon was besonderes und auch einen (kurzen) Besuch wert, wenn man nicht dort übernachtet 🙂 Empfehlenswert: Chungking Express und Fallen Angel von Wong Kar Wai. Durch die Filme habe ich mich in Hong Kong verliebt und es ist einfach eine Stadt die wirklich LEBT! Und wenn es mal zu viel wird, einfach auf den Hausberg fahren und zwischen Villen im Urwald mit Monsterspinnen spazieren, oder innerhalb von 20 Minuten in einem kleinen Fischerdorf am Strand liegen 🙂

    • admin

      Wat?! Zwischen Monsterspinnen spazieren?! Hab ich da was verpasst?! 😀

      Von den Filmen hab ich noch nie was gehört. Werd ich mir mal ansehen.

  3. Hi,

    hatte auch viel Spaß letztes Jahr in Hongkong. Kann da nur zustimmen. Es ist eine super Stadt. Ich hatte besonderen Spaß bei der Seilbahn mit dem gläsernen Boden. Jeder wollte mit, doch die Meisten hatten dann fast schon Panik für 30 Minuten den Boden zu sehen. Viel Spaß noch!

    LG, Bettina