Surfen – Ein Mix aus Schmerz & Adrenalin

Ein ganz normaler Tag in Kuta - Balis Surfparadies


  • Mein Nacken schmerzt, als hätte ich zwei Wochen in ein und derselben Position verharrt.
  • Ein monströser Muskelkater brennt mir in den Schultern.
  • Die Wadenkrämpfe bringen mich um.
  • Meine Armgelenke, ich spüre sie nicht mehr.
  • Mein Fußgelenke schmerzen wie Sau.
  • Oberhalb meiner Knie, jeweils Schürfwunden, die wie Feuer brennen.
  • Mein linkes Knie ist aufgeschlagen, Blut fließt mir das Bein hinunter.
  • Am rechten Unterarm eine 15 cm große Schürfwunde.
  • Einer meiner Finger ist verstaucht.
  • Ein Nagel eingerissen (weswegen mir in 2 Tagen im Krankenhaus der halbe Finger aufgeschnitten werden wird, aber das weiß ich zum Glück heute noch nicht).
  • Ein Fuß umgeknickt, gerade noch vor einer Zerrung gerettet.
  • An meinen Schienbeinen mindestens 7 blutende Schrammen.
  • Mindestens 4 Rippen sind entweder gebrochen oder imitieren diesen Zustand äußerst glaubwürdig.
  • Mein Brustwarzen fühlen sich an, als hätten sie die ganze Nacht an einer Schleifmaschine gehangen.
  • Mir klopft der Schädel.

Nein, ich war nicht in eine Schlägerei verwickelt, sondern hatte einen fantastischen Tag beim geilsten Sport der Welt – SURFEN (oder laut Wikipedia: beim Gleitfahren auf einer Welle).

Ob Surfen auch ohne Schmerzen und Verletzungen funktioniert?! Ich habe wirklich keinen Plan.

Die Bedingungen für Surfer sind auf Bali perfekt.

Die Bedingungen für Surfer sind auf Bali perfekt.

Surfen, bzw. Wellenreiten – Der unfassbar geilste Sport der Welt (…wenn da nicht diese Schmerzen wären)

Gerade als Surf-Anfänger, kann ich nur akzeptieren, dass Surfen oder besser gesagt Wellenreiten (hört sich auch gleich viel gefährlicher an) nicht gänzlich ohne Schmerzen von statten geht. Aber in meinem jetzigen Zustand bezweifle ich, dass es jemals besser wird, je besser ich surfe. Wenn ich erstmal sicherer auf dem Brett bin, kommen höhere Wellen, mehr Risiko, größere Naturgewalten auf mich zu.

Ich bin in Kuta, auf Bali, dem Surferparadies Indonesiens (mal abgesehen von der Javanischen Ostküste). Den Typen, der neben mir mit seiner höllenmäßig blutenden Nase im Sand hockt, hat es ein wenig schlimmer erwischt. Er sitzt nun schon seit 1 Stunde da, aus seinem Schädel strömt Blut – sturzflutartig. Während ich verträumt auf die hohen Wellen hinausschaue, frage ich mich, wie ein einzelner Mensch nur soviel bluten kann. 10 Leute stehen um ihn herum, sie reden beruhigend auf ihn ein. Vermutlich hat er beim Surfen sein Board „geküsst“ oder ist unter Wasser auf einen Felsen aufgeschlagen. Das Surfboard ist recht klein, also muss er ein guter Surfer sein, kein blutiger Anfänger wie ich (wohl eher ein blutender Profi). Keine Ahnung, wie ihm das passiert ist. Ich weiß nur eins, ganz sicher kotzt es ihn tierisch an, dass er die Blutung nicht stoppen kann. Nicht des Blutens wegen, sondern damit er endlich wieder rausschwimmen kann…

…zum Wellenreiten!

Surfen – Reines Adrenalin

Ich kenne bisher keinen anderen Sport, der Sportler wegen eines derart kurzen Adrenalinkicks dazu bewegt, so hohe Anstrengungen und ein dermaßen hohes Risiko auf sich zu nehmen. Selbst beim Bungeejumping und Fallschirmspringen besteht ein deutlich geringeres Risiko mit wesentlich weniger Verletzungen als beim Surfsport.

Auf dem Board liegend, gegen die an den Strand brechenden Wellen, hinaus Richtung offenes Meer zu schwimmen ist die Hölle. Es kostet mich je nach Wellengang bis zu 20 Minuten und bringt mich bis zum Erschöpfungszustand, den ich mir genau in diesem Moment gar nicht leisten kannst.


Warten auf die perfekte Welle - beim Surfen auf Bali.

Warten auf die perfekte Welle – beim Surfen auf Bali.

 

Und dann liegst du da…auf deinem Brett, und nichts passiert. Zum Teil wartest du eine halbe Ewigkeit regungslos auf dem Surfbrett. Bis zu 200 Meter auf dem offenem Meer, auf die „richtige“ Welle zu warten, stellt dich auf die ultimative Geduldsprobe. Ich lerne: Surfer müssen nicht nur harte Säue, sondern auch äußerst geduldige Menschen sein.

Du bist erschöpft, ausgelaugt, fix und fertig. Eigentlich würdest du jetzt lieber am Strand in der Sonne liegen und ein kühles Bier geniessen, wenn da nicht dieser ständige Drang zum Surfen wäre. Und wenn diese Riesenwelle von hinten kommt und sich von einer fast nicht sichtbaren Wellenbewegung zu einem grünen Monster mit Schaumkrone auftürmt, dann lässt es mich fast vor Angst in die Shorts machen. Wenn du den richtigen Punkt des Wellenbrechens DANN nicht erwischst, dann …tja. Was anschließend unter Wasser mit dir passiert, kann nur jemand nachvollziehen, der sich bereits im Schleudergang einer Waschmaschine befunden hat. Ich habe heute jedenfalls bereits einige Runden hinter mir. Der Kollege, der hier so elegant sein Bein hebt, ist übrigens mein Surfkumpane Darius. Er macht das ganz toll, wie ich finde.

Darius im Schleudergang beim Surfen auf Bali

Darius im Schleudergang beim Surfen auf Bali

 

Surfen – Warum tut man sowas?!

Natürlich berichte ich von all diesen Qualen und Scherzen beim Surfen mit einem großen Augenzwinkern. Surfen ist ein großartiger Sport. Das anschließende Glücksgefühl, wenn du es endlich schaffst deine erste Welle zu stehen und einige Sekunden zu surfen ist einfach unbezahlbar und entschädigt letztendlich für alle Schmerzen, blaue Flecken und Wunden.

Und immer trägt dich die vage vage Hoffnung, dass alles gut wird, sobald du das Surfen endlich beherrschst, wie ein verdammter Jack Johnson.

Ostjava – der zweitbeste Spot zum Surfen weltweit!

Gleich neben Bali befindet sich mit Ostjava der zweitbeste Surfspot der Welt (nach Hawaii). Bali schafft es, meines Wissens, auf einen dritten Rang.  Diese Fotos zeigen Wellen, die nicht einmal 4 Meter messen. Unweit von Kuta, in Uluwatu befindet sich ein Surfgebiet mit 8 Meter hohe Wellen und am benachbarten Padang Padang Beach finden gerade Meisterschaften im Tube-Riding statt.

Surfer auf Bali

Surfer auf Bali


 

 

Kuta – TOP-Surf-Spot für die ersten Schritte beim Surfen

Wen du jemals nach Bali reist, MUSST du einfach surfen. Kuta Beach bietet beste Bedingungen für Anfänger. Angenehme mittelgroße Wellen bis zu 2 Meter für den Surf-Anfänger und gebrochene Schaumwellen, die langsam dem Strand entgegen spülen, für die ersten Versuche auf dem Longboard, so wie hier zu sehen. Sieht vielleicht nicht besonders elegant aus, aber das wird schon noch.

Schaumwellen Surfen - Perfekte Anfängerbedingungen auf Bali

Schaumwellen Surfen – Perfekte Anfängerbedingungen auf Bali

 

An Kutas beliebtem Strand befinden sich massenhaft Anbieter großer Longboards, die für Ankäufer bestens geeignet sind und Strandboys, die Surfkurse geben.

Für 50.000 Rh. (4 €) leihst du dir ein Surfbrett für einen halben Tag (Standardpreis ist 50.000 für eine Stunde – einfach runterhandeln). Zwischendurch gönnst du dir ein kühles Bier am Strand, leckst dir die Wunden und wirfst einen Blick auf die wirklich guten Surfer … gigantisch!

Profis beim Surfen beobachten - das geht am besten bei einem kühlen Bier am Strand von Kuta.

Profis beim Surfen beobachten – das geht am besten bei einem kühlen Bier am Strand von Kuta.

 

Kuta hat sicher nicht den schönsten Strand Balis, aber man befindet sich in coolster Gesellschaft. Abends, wenn die Sonne am Horizont untergeht, ist der „Chillfaktor“ nicht zu überbieten und die Vorfreude auf den nächsten Surftag macht mächtig Laune…

…wenn da nur nicht diese Schmerzen jeden Morgen wären…f*ck!

 

Weiterlesen macht klug

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7 comments

  1. Sylvia

    ich muss aufhören bei dir zu lesen !
    das fernweh zerreisst mich !!!!
    aber erst muss ich umziehen + dann….
    dann gehts auch für mich wieder raus !
    lieben gruss in die ferne

  2. Dennis

    haha 🙂 ja das Fernweh hat mich 1,5 Jahre zerrissen, als ich mich auf die Reise vorbereitete, OHNE einen Tag Urlaub zu nehmen. Das ist schrecklich!

    Wo gehts denn hin?

    • sylvia

      Boah, 1,5 jahre ohne urlaub…geht ja garnicht.
      mein letzter richtiger urlaub war januar und kriesche auf dem zahnfleisch, um nicht zu sagen kreische ; – )
      näxten monat geht s los….. tauchen und relaxen und hoffentlich campen im busch.
      kenia ist das ziel.
      näxtes jahr werde ich dann deine empfehlungen testen : – )
      ich lese mit wachsender begeisterung deinen blog und die augen schmerzen von den fotos….
      viel spaß weiterhin, wo immer es dich hintreibt.
      enjoy every single second !!!
      lg von triniti’s schwester :-)))

      • admin

        Hey, this is Neo, hahaha 🙂
        Afrika ist bei mir auch noch ein weisser Fleck auf der Karte, vielleicht zum Ende der Reise, mal schaun….dann wünsche ich Dir ganz viel Spaß!!!

        Und grüße mir die Cen….

        LG
        Jonny

  3. Leider nicht Jack Johnson ;-)

    Oha! Das liest sich zwar lustig, klingt aber in meinen Ohren eher, als ob da so einiges schief gegangen ist? So darf und sollte kein erster Surfversuch enden… Surfbrett mieten und einfach drauf los ist leider nie eine gute Idee. Meistens auch nicht mit einem „Surf Coach“ der von dir genannten Standard-Anbieter – gerade in der Touristen-Hochburg Kuta Beach ist da Vorsicht geboten. Oftmals fehlt denen die entsprechende Ausbildung, ganz zu schweigen von wünschenswerten Zertifikaten. Ich würde grundsätzlich empfehlen, vor allem als Anfänger (ob blutig oder nicht :-)), sich einem Surfcamp/Surfhouse anzuschließen. Ob nur für ein paar Tage oder gleich für 2-3 Wochen… Je nach Inklusivleistungen kann das natürlich etwas teurer als deine Variante sein, muss es aber nicht unbedingt. Willkommen im Preisparadies Indonesien! Da gibt es ja unzählige Anbieter aus denen man wählen kann. Selber habe ich maximal hervorragende Erfahrungen mit einem Surfcamp auf der Nachbarinsel Lombok gemacht. http://www.surfcampindonesia.com/ Dort wird man entspannt und mit viel Humor, aber gewissenhaft, auf alle möglichen Tücken des Surfens vorbereitet. Dazu Unterkunft, Vollpension, Yoga, Ausflüge, Material, Surfkurs (Theorie & Praxis), Skate Bowl, Spaß in Tüten usw. Alles inklusive! Ohne sich wie in einem abgeschotteten, durchgestyleten 4Sterne Ressort zu fühlen. Theoretisch wäre es möglich, seinen Urlaub dort zu verbringen, ohne einen weiteren Cent auszugeben. Aber 1-2 mal Essen gehen, ein kühles Bintang und lustige Nelken-Zigaretten möchte man sich vielleicht auch als Backpacker zwischendurch mal gönnen. Besonders imponiert hat mir übrigens die Arbeit der „hauseigenen“ Foundation: http://www.surfcampindonesia.com/volunteer-work! Beach Breaks (wie du sie beschreibst) klingen irgendwie anfängerfreundlich, können aber in der Tat fies sein. In Lombok konnten wir zwischen ca 3-5 unterschiedlichen Spots direkt vor der Haustür wählen. Jeder einzelne türkisgrün und badewannenwarm. Täglich ging es per Boot zum passenden Spot (purer Luxus, da entspannter und unanstrengender Einstieg im so genannten Channel, also direkt neben den brechenden Wellen). IdR war das ein Reef Break. Klingt gefährlich, kann es auch sein, gerade als Anfänger, ist aber absolut machbar mit der entsprechenden Vorbereitung/Schulung. Zwei Wochen waren wir da und sind jeden Tag 2-3 mal (!!!) bis zur völligen Erschöpfung gesurft. So man das denn wollte und physisch schaffte. Die Verletzungen (auch die der Fortgeschrittenen-Gruppe, die weitaus anspruchsvollere Spots gesurft sind), welche natürlich nicht ausbleiben, hielten sich extrem in Grenzen. Keine blutenden Nasen, keine Cuts bis auf die Knochen. Sonnenbrand (trotz höchstmöglichem Schutz) und kleinere Reef Cuts an den Füßen waren so die Verletzungs-Klassiker. Vielleicht hatten wir einfach nur verdammt viel Glück, aber ich wage zu behaupten, dass es dir bestimmt ähnlich wie uns ergangen wäre, wenn du einen Euro mehr investiert hättest und dich in wirklich kompetente Hände begeben hättest. Sparen als Backpacker ist ja ok, aber an der Gesundheit sollte natürlich nie gespart werden. Da sind wir uns sicher alle einig. Möglicherweise erzähle ich dir hiermit nix neues, zumal es dir auch offensichtlich ums Gesamtbild geht und Surfen nur eine mögliche, kurzweilige Aktivität deiner Reise darstellen sollte. Aber hoffentlich hilft mein Kommentar anderen Lesern deines Blogs in der Planung ihres perfekten Urlaubs, wenn denn das Surfen da im Mittelpunkt stehen soll. Viel Glück! PS: Aber Achtung, einmal mit dem Surfen angefangen, kommt man so schnell nicht wieder davon los…! Meine Urlaubsplanungen richten sich seitdem ausschließlich danach, ob und welche Surfmöglichkeiten es am entsprechenden Zielort gibt. 😉

  4. Franziska

    Ein sehr schöner Bericht 🙂 Mir erging es vor zwei Jahren ähnlich als ich auf Bali das Surfen „gelernt“ (bzw. es zumindest versucht hab ;)) wobei es bei mir glücklicherweise bei zahlreichen Schürfwunden blieb…Adi und Irene von Barunasurf sei dank! Aber ich stimme dir zu, sobald man dann für ein paar Sekunden auf einer Welle reiten kann, sind alle Begleitschmerzen und Waschgänge vergessen 🙂 viele Grüße in die Ferne, Franziska
    http://www.loeffelweise.blogspot.de

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