Von Reiswein, Ochsen und Pornopoker (Sapa)

Von Reiswein, Ochsen und Pornopoker (Sapa)

Im hohen Norden Vietnams an der Grenze zu China erreichen wir nach einem ganztägigen Marsch eine Hütte. Hier wollen wir übernachten. Mir fällt zunächst auf, dass es weder Türen noch Fenster gibt. Also es gibt sie schon, allerdings nur als entsprechende Öffnungen und ohne schöne wärme isolierende Doppelverglasung. Heizung Fehlanzeige. Das Thermometer ist bereits auf etwa 5 Grad gefallen und ich frage mich wie ich die Nacht überstehen soll.

Die freundlichen Einheimischen zeigen uns ihr gemütliches Heim. Karge Wände, kalter Steinboden, Baustellen-Ambiente pur. Wo schläft man denn in diesem Ding?

 

Das Wohnzimmer hat nichts und dennoch alles was nötig ist – keinen Teppich, keine Tapeten, keine Couch, keinen Schrank, ABER einen Fernseher und eine riesige Kühlbox mit einer Menge Bier! YEAH JACKPOT! Unser Guide pflanzt sich direkt vor die Glotze und ist nicht mehr wegzukriegen. Sehr lustig ist, dass Filme durchgehend von ein und der selben Person synchronisiert werden. Ein Mann spricht also auch alle Frauenrollen.

 

Ich schaue mich weiter um und….ähm, was macht denn der Ochse da??? Direkt neben dem Wohnzimmer liegt gemütlich ein fetter Ochse in der Ecke. Ich frage unseren Guide und der antwortet etwas verwirrt…
Natürlich schläft der Ochse mit im Haus! Gut, was mir nach näherer Betrachtung auch einleuchtet. Keine Sau wagt sich bei der Eiseskälte nachts raus, wieso dann der Ochse. Mindestens fünf wild lebende Hunde haben sich ebenso rechtzeitig ins warme Innere gerettet.

 

 

 

 

Nur durch eine Holzplföcke abgetrennt befindet sich die Küche (falls man dies so nennen kann). Hier wird schon mal auf dem Boden am offenen Feuer unser Abendessen zubereitet.

Die Toilette, ein Traum – hier können wahre Männer noch im Stehen pinkeln. Faszinierend auch die Kachelgestaltung, die dem ein oder anderen sicher eine Hilfestellung bei wasauchimmer geben soll (look @ Vietnam-Galerie).

Und dann kommt das Essen- s-u-p-e-r-lecker! Mit einem Bärenhunger nach der anstrengenden Tour hauen wir rein. Dennoch fragen wir vorsichtig bei jedem Gericht, um was es sich da auf dem Teller handelt.

 

Unsere Gastgeber füllen uns standesgemäß mit einer Menge Reiswein ab und fragen nach einem Spielchen Poker. Na klar, warum nicht. „We have nice cards“ grinst sich der Guide einen ab und packt einen Stapel Porno-Pokerkarten aus. Wir pokern einige Runden. Um 21.00 Uhr ertragen wir die Kälte nicht mehr und beschließen, dass es das Klügste ist, ins Bett zu gehen und so schnell wie möglich einzuschlafen.

Wir schlafen zu fünft im Dachgeschoss der Hütte. Auf den ultradünnen Matratzen schieben sich mir bei jeder Bewegung die Holzlatten ins Kreuz. Als ich nach einer 2. Decke frage, die ich mir auf die Matratze legen möchte, ist der Hausherr völlig entrüstet von dieser absurden Idee. Es sei eine Sünde sich AUF eine Decke zu legen. Das bringt Unglück. Aha…ok! Dann nicht. Direkt hinter meinem Kopf hat der Bauherr es nicht ganz so ernst mit der Isolierung der Hütte genommen und hier und da auch mal 5 cm breite Abstände gelassen. Zur besseren Belüftung des Inneren, „ganz schön clever“, finde ich und friere mir den Arsch ab. Das wird dann wohl die 2. von insgesamt drei Nächten in den gleichen Klamotten.

In den vergangenen 4 Tagen habe ich nach ausgiebigem Feiern in Hanoi und einer durchgerüttelten Nachtzugfahrt Richtung Norden insgesamt ganze 6 Std. Schlaf bekommen und keine Kälte der Welt wird mich davon abhalten endlich eine Handvoll mehr davon zu ergattern, bevor ich morgen weitere 8 Stunden durchs Gebirge trekke. Die Nacht kostet übrigens 80 Cent. Wo kriegt man schon für 80 Cent so viel geboten!

Mehr pics vom Inneren der Hütte könnt Ihr Euch in der Galerie anschauen!

 

Weiterlesen macht klug

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