Jetzt bloß keine schwarze, chinesische Katze mit roter Mütze überfahren – Die wichtigsten Rituale zum Chinese New Year (Part II)
Mit dem Neujahrsfest kommen die Rituale. Chinese New Year ohne das Zelebrieren von Ritualen ist wie Ostern ohne Eier, einfach undenkbar! Was ist eigentlich ein Ritual? Wikipedia erklärt mir hier: „Ein Ritual ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt.“ And thats how it is. Chinese New Year ist eine fanatische Glorifizierung von traditionell in der Kultur verankertem Aberglauben. Plötzlich hat alles eine Bedeutung, jede Farbe, jede Speise, und wie man sie zu sich nimmt, haben nach Glauben der Asiaten dramatische Auswirkungen auf Deine Zukunft! Das schaun wir uns näher an, hört sich spaßig an…da simma dabei!
Dieses Jahr bin ich tatsächlich voll und ganz Weiß-Asiate und beschäftige mich mit den Ritualen zum Chinesischen Neujahrsfest. Es gibt eine Anzahl von Ritualen, denen ich mich mit vollem Einsatz widmen konnte. Ich habe wirklich mein Bestes gegeben, aber bei dieser immensen Anzahl von Regeln und Aberglauben fällt es zugegebenermassen schwer, den Durchblick zu behalten.
Während ich in Deutschland erst umständlich eine schwarze Katze kalt machen oder einen Schornsteinfeger vom Dach treten muss, um ein Jahr im Pech zu versinken, sieht die Sache hierzulande schon ein wenig dramatischer aus. Da reicht es beim Essen versehentlich keinen Fisch erwischt zu haben und schon isst es vorbei mit dem Geldregen in 2013. Immerhin findet man so zum Jahresende immer einen Schuldigen, sollte es mit Glück und Wohlstand nicht ganz geklappt haben – das Versemmeln des guten alten chinesischen Rituals. Selbst schuld!
Hier mal einen Auszug aus dem Ritualchaos der Asiaten. Nicht in der Reihenfolge der Wichtigkeit, merke: Alles ist gleichermaßen wichtig, damit jedes Pech in 2013 seine Daseinsberechtigung findet.
Ritual Nr. 1
Ganz wichtig und bei konstanten Nachtemperaturen von 26 Grad relativ einfach einzuhalten:
Während der Neujahrsnacht das Fenster weit geöffnet lassen, um das Glück hereinzulassen. (Check!)
Mit einhergehend, Ritual Nr. 2
(Achtung! Ritual Nr. 1 bringt Dir rein gar nichts, bei Nichtbeachtung von Ritual Nr. 2, klar?)
Das Licht über Nacht brennen lassen, um dem Glück den Weg ins Haus zu weisen. (Check! Unter etwas mehr Widerstand meiner Zimmergenossin, der ich bezüglich Regel Nr. 1 noch glaubhaft versichern konnte, dass ich frische Luft benötige! Der Aussage, dass ich Angst im Dunkeln habe, wollte sie irgendwie keinen rechten Glauben schenken. Spätestens beim wiederholten „Can you please SWITCH OF THE FCKN LIGHT!“ greift der Notfallplan: Auf Kerzen umsteigen!)
Ritual Nr. 3
Versüße das neue Jahr mit Süßigkeiten! (Check! Nichts leichter als das!).
Ritual Nr. 4
Großer Hausputz! Damit sich das Glück auch wohl fühlt und nicht auf sich warten lässt. (OK, jetzt wird’s langsam anstrengend.)
Ritual Nr. 5
Nimm ein nächtliches Pampelmusenblätterbad, das bringt Gesundheit im neuen Jahr. (Sehr interessant! Bis heute wusste ich nicht mal, dass das Ding Blätter hat?! Dieses Ritual zeigt auch mal wieder, das man tief in die Trickkiste greifen muss, um sich den Wunsch nach Gesundheit zu erfüllen. Wohlstand und Reichtum sind da schon einfacher zu realisieren. Kein Wunder also, dass der clevere Chinese sich zunächst auf Wohlstand konzentriert, um sich später den besten Doktor mit seinem Reichtum zu leistet.)
Ritual Nr. 6
Kleide dich komplett neu ein. Am ersten Tag des neuen Jahres darf kein Kleidungsstück am Körper bereits getragen sein!!! (Und damit ist tatsächlich gemeint: KEINES DER KLEIDUNGSSTÜCKE!!! Den Tag nackisch im Hotelzimmer zu verbringen erspart einige Unkosten!)
Ritual Nr. 7
Kehre keinesfalls den Boden am 1. Tag des Neujahres, denn dann würdest du das Glück wieder herauskehren (Endlich mal eine Regel, die logisch klingt und mir sympathisch erscheint! Bloß nicht saubermachen! Ich gehe auf Nummer sicher und weite dieses Ritual auf das gesamte Jahr aus! Das Glück möge sich auf meinem Boden häufen, wie Schnee in den Alpen.)
Ritual Nr. 8
Tue Gutes und spreche Gutes, denn dies spiegelt den restlichen Verlauf des Jahres wieder. Alle positiven Energien und Kräfte, werden so ins neue Jahr übertragen. Sprich nicht von Unglück, vermeide negative Gesprächsthemen, wie Krankheit oder Missgeschicke und vermeide das Wort vier (hat die gleiche Bedeutung wie Tod) und auch jegliche Form des Schimpfens und der bösen Worte sollen unterlassen werden. (Alter, was für eine schei**e, wer hat sich denn diese verda**te Kac*e ausgedacht, finde ich total zum Kot**n!)
Ritual Nr. 9
Dekoriere Haus und Hof. (Hier findet sich die Farbe ROT in der Umgestaltung kompletter Städte wieder. Rot bedeutet Glück und so tauchen Millionenmetropolen ein in ein Meer aus roten Laternen und Dekorationsschmuck. Ziemlich nice, wenn ihr mich fragt.)
Ritual Nr. 10
Essen, Essen, Essen…(Na endlich, jetzt kommt Substanz in die Sache! Ja Essen und Trinken, bis der Wanst platzt ist ein verbreitetes Ritual zum Neujahr. Es symbolisiert Familienzusammenhalt und Wohlstand im Überfluss und konzentriert sich hauptsächlich auf das Reunion Dinner, auf das ich in den nächsten Tagen noch detaillierter eingehen werde, denn mit dem Dinner sind weitere Rituale verbunden.)
Und dann gibt es da noch viele viele Verbote, die ihre Begründung insbesondere in der komplexen Sprache der Chinesen haben:
- Waschen oder schneiden der Haare während der Festlichkeiten ist verboten (Haare und Wohlstand stehen sich gleich)
- Weiße und Schwarze Kleidung soll vermieden werden (Schwarz bedeutet auch Unglück, Weiß Beerdigung)
- Bücher kaufen bringt Unglück (das chinesische Wort für Buch bedeutet auch Verlieren)
- Neue Schuhe zu kaufen bringt ebenfalls Unglück (Schuhe bedeutet auch Schlecht, Böse und Ungesund)
- usw, usw, usw…
Ganz schön confusing dieses Chinese New Year. Aber wer für die meisten Worte in ein und derselben Sprache unzählige Bedeutungen hat, und somit dem durchschnittlich sprachunbegabten Europäer das Chinesisch lernen unmöglich macht, der hat es nicht besser verdient, würde ich sagen.
Den Chinesen macht das gar nichts, denn sie zelebrieren das Fest mit großer Freude und für sie ist es der wichtigste Tag im Jahr und der wichtigste Tag im Familienzusammenleben. Und auch wenn ich über das Geschehen hier ein wenig amüsant schreibe, respektiere und bewundere ich die Menschen für ihre Hingabe und der Ernsthaftigkeit mit der sie sich bemühen, den Ritualen des Festes nachzukommen. Chinese New Year ist ein gewaltiges und beeindruckendes Fest, das weltweit seinesgleichen sucht. Wir befinden uns immer noch mittendrin und ich geniesse jeden Tag. Kein Zweifel, Chinese New Year macht Spaß!
Das traditionelle Firecracker-Feuerwerk, Drachentänze, Reunion Dinner und der traditionelle Glückssalat…es gibt noch einiges zu berichten
…to be continued.
Carina
Hallo 🙂
Ich studiere Kommuniktaionsdesign an der Muthesius Kunsthochschule und beschäftige mich dieses Semester mit einem Büchlein, dass ich selbst gestalten werde. Thema des Buches sind die Rituale in chinesischen Tempeln. Ich war im September für ein paar Wochen in China und wollte so eine Art „Ritualguide“ machen. Ich bin beim Recherchieren auf Deinen Blog hier gestoßen und fand das alles sehr passend, sonst ist meine Suche relativ erfolglos und ich wollte nicht nur aus meinen Erinnerungen schöpfen. Also wollte ich Dich fragen, da du bestimmt auch in einigen oder zumindest einem Tempel warst, ob ich dir ein paar Fragen dazu stellen kann, wenn mir was einfällt?
Ich weiß jetzt gar nicht, wo du warst, warum du da warst oder ob du überhaupt schon wieder hier bist, aber würdest du dir eventuell ab und zu ein paar Minuten nehmen? Damit würdest du mir wirklich sehr helfen.
Du kannst mir gerne eine Mail schreiben,
vielen Dank schonmal 🙂
LG Carina
admin
Das mache ich sehr gerne Carina, melde Dich wann immer Du etwas wissen musst. Wenn ich es nicht beantworten kann, laufe ich schnell raus und frage im Tempel für Dich nach 😉 Hab einen gleich in meiner Nähe.