Die Fotografie ist eine der beherrschenden Themen auf meiner Reise. Ich würde sagen, dass ich den größten Teil meiner Erlebnisse der Linse widme und meine Eindrücke im 16:9 Format auf meiner Hirnplatte einbrenne, bevor ich dann die Kamera herunternehme, um das Objekt der Begierde quasi mit eigenen Augen zu betrachten.
Dass ich dabei die Cam gehütet hätte, wie meinen Augapfel kann ich nicht unbedingt behaupten, die USB-Stick, SD-Karten und Festplatten mit dem wertvollen, unersetzbaren Bildmaterial dagegen habe ich geschützt, wie den Heiligen Gral.
Was war die Folge?! Der Crash meiner Cam! Richtig! Nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal, nein FÜNFMAL habe ich meine Cams inzwischen geschrottet. Vom Displayausfall, über merkwürdigen Schatten im Bild bis zum Wegfall der Videofunktion und natürlich dem kapitalem Totalschaden, war alles dabei. Selbst unverschuldet kann es zum Totalausfall kommen, was umso mehr ärgert. Z.B. wenn man der netten weiblichen Reisebegleitung die Cam für 1 Minute zum Festhalten gibt (Fehler!) und diese sie dann aus unerklärlichen Gründen am Strand einmal komplett in die perfekte Welle hält. Sensationell!
Ergo, Kameratechnik ist sensibel und will geschützt werden.
Das umständliche Ein- und Auspacken in eine viel zu große Kameratasche habe ich mir zugunsten des viel praktischeren „Inderhosentascheverschwindenlassens“ gespart.
Wer also low Budget unterwegs ist, dem lege ich nahe, sich besser um seine Cam zu kümmern, als ich es getan habe. Dabei habe ich mich allerdings im Laufe der Zeit durch viermaligen Neukauf belehren lassen (das Gehirn schaltet dann doch irgendwann einmal ein, sogar bei Männern!) und kann nun das (schmerzhaft) Erlernte an dieser Stelle weitergeben. Los geht´s…
1. Kameratasche verwenden!
Jemand unheimlich Intelligentes hat dieses Produkt entwickelt, damit es verwendet wird. Habe ich erfolgreich jahrelang ignoriert. Die Tasche schützt gleich vor mehreren Einflussfaktoren, die der Cam den sofortigen Knockout geben können. Nämlich dem Fallenlassen (Achtung Mädels: NICHT dem Fallenlassen in eine anrollende Welle!). Eine gut gepolsterte Tasche ist im hektischen Backpackerdurcheinander Gold wert! An dieser Stelle dachte ich bisher immer „Einfach nicht fallen lassen!“. Aber die Tasche schützt insbesondere auch vor Sand, der sich in jede Ritze, vor allem im Bereich des Objektivs setzen kann. Selbst erlebt! Mein zweiter Schaden: Ein Sandkorn, das sich ins ausfahrbare Objektiv gesetzt hat und damit das Einschalten der Kamera unmöglich machte. Komplettausfall!
2. Wasserdichten Beutel verwenden
Und zwar auf Bootsfahren. Ich habe die ein oder andere Bootstour mit verhältnismäßig großen Kuttern hinter mir, die anfangs auf mich noch einen guten Eindruck machten. Auf hoher See hatten die Kähne dann allerdings dermaßen mit den Wellen zu kämpfen, dass diese bis an Bord klatschen und mächtig Wasser in Bootsinnere befördern. Spätestens dann ist man gut beraten, wenn die Kamera, aber auch LapTop und weiteres technisches Gerät im durchnässten Rucksack durch einen wasserdichten Beutel geschützt sind.
3. Unterwassergehäuse nutzen
Nicht nur für Fotos unter Wasser, darauf wärt ihr sicher selbst gekommen. Aber gerade die lustige wellenreiche Seefahrt will dokumentiert werden. Wer nicht alle Hände und Kotztüten voll zu tun hat, ist mit einer Cam im Unterwassergehäuse der beste Mann an Bord. Das Gehäuse NICHT am Strand verwenden, um vor Sand zu schützen, denn der Sand zerkratzt wiederrum das Gehäuse und vermasselt Euch auf Dauer den klaren Schuss durchs Plexiglass. Wie schützend so ein Gehäuse oder gar eine Unterwassercam sein kann, zeigt dieser Bericht über eine Kamera, die einer Touristin in Hawai abhanden kam, 10.000km übers offene Meer trieb und dann in Taiwan an Land getrieben ist…6 Jahre später! Speicherkarte und Fotos noch komplett intakt. Grandios!
4. Ein- und Ausschalten bei hoher Luftfeuchtigkeit vermeiden
Ganz klares und oft unterschätztes KO-Kriterium für Eure Cam. Sogar so wahrscheinlich, dass die Garantiebedingungen, die wirklich für jeden technischen Schaden innerhalb der Garantiezeit von 1-2 Jahren aufkommt, exakt diesen einzigen Fall komplett ausschließt. Lest mal in Eurem Garantieschein nach. Die minimale Hitze, die durch den Vorgang des Ein- und Ausschaltens entsteht, führt im Inneren der Cam zum Kurzschluss, wenn sich durch hohe Luftfeuchtigkeit eben zu viel Feuchtigkeit in der Cam/Luft befindet. Das heißt zwar nicht dass ihr nicht fotografieren solltet. Aber es wird dazu geraten, die Cam in einem Zustand zu belassen, entweder ein- oder ausgeschaltet. Beim Wechsel der klimatischen Verhältnisse, z.B. von Dschungel in ein klimatisiertes Fahrzeug oder aus einem klimatisierten Raum in die schwüle asiatische Hitze, sollte der Kamera dann erst einmal ein wenig Zeit zum „aklimatisieren“ gelassen werden. Das gleiche gilt übrigens auch für Laptops!
5. Niemals die Linse mit einem Tuch abwichen
Sand- und Staubkörner bilden eine hervorragende Grundlage für feine Kratzer, wenn sie mittels Taschentuch oder Stofftuch schön über die Linse gezogen werden. Gleiches Prinzip wie bei der Brille. Es gibt ganz tolle Pinsel oder Blasebalge, die per Luft die Linse schützend von Staub befreien. Ihr könnt auch einen Pinsel verwenden. Anschließend kann dann mit einem Mikrofaserstift oder Tuch nachgewischt werden. Es gibt diese praktischen LensPens (einfach aufs Foto klicken) die einen ausfahrbaren Pinsel und einen Mikrofaserstift integriert haben.
6. Keine Amateure ranlassen
Gerade wenn man alleine reist, ist man auf die freundliche Hilfe von anderen Reisenden oder locals angewiesen, wenn man auch mal ein Pic von sich selbst haben möchte. Mein dritter Schaden. Der nette aber rüstige Opi hat seine Kraft leicht unterschätzt und den Auslöseknopf bis zum Gehäuseboden gedrückt. Anschließend war der Knopf im Gehäuse verschwunden. Hätte mich vorher jemand gewarnt, hätte ich es nicht geglaubt. Da sind die Omis, die aus Prinzip immer das Drehrad mit dem Auslöseknopf verwechseln das kleine Übel.
Lehre: Wer eine schwere Spiegelreflex herumträgt, weiß vermutlich, wie man mit einer Kamera umgeht. Also lasse ich mich grundsätzlich nur von „augenscheinlich“ guten Fotografen ablichten. Und ratet mal: Seitdem werden auch die Bilder besser! Kopf ist jetzt immer komplett drauf, keine Füße abgeschnitten, alles super!
7. Objektivwechsel an windstillen Orten
Das betrifft nur die Spiegelrelfexler unter Euch, obwohl ich hier davon ausgehe, dass Ihr Euch eigentlich bestens auskennen solltet. Für die Neulinge unter den Jungs mit schwerem Gerät: Natürlich sollte das Objektiv immer an windstillen Orten gewechselt werden. Die Kameraöffnung möglichst schnell wieder schließen und am besten nach unten halten, damit kein Sand auf den Spiegel gelangt. Das gleiche gilt für das abgeschraubte Objektiv, so schnell wie möglich Deckel drauf und gut wegpacken.
8. Obacht mit Stativen
Ein gehöriges Risiko stellen unsicher befestigte oder aufgestellte Stative dar. Auf unebenem oder sandigem Boden, kann die gesamte Gerätschaft auch mal schnell zum Umstürzen gebracht werden. Also Stativfüße gerne auch mal in den Boden drücken um dem Stativ einen sicheren Stand zu geben. Beim Gorillapod kann es passieren, dass sich auch mal eines der Glieder löst, wenn man das Stativ zu „verrenkt“ an einem Ast fixiert. Hier sicherheitshalber regelmäßig die Gorillapod Arme prüfen.
9. Schwenkbares Display einklappen
Gerade bei der Canon Powershot G12 eine dankbare Funktion, die von den meisten gerne und ausschließlich zum „aus-allen-winkeln-fotografieren“ genutzt wird. In erster Linie ist das schwenkbare Display allerdings auch dankbar für jedes schützende Einklappen. Mein vierter Schaden: kompletter Displayausfall.
10. Halteschlaufe regelmäßig kontrollieren
Die Halteschlaufe ist der meistbeanspruchte Teil einer Kamera. Ich wundere mich eigentlich selbst, dass er mir noch nie gerissen ist, bei dem was die dünne Schnur so aushalten muss. Der Teil, direkt an der Kameraöse wird dabei am stärksten belastet und…oh…sieht mir verdächtig nach bevorstehender Katastrophe aus, sehe ich gerade…mein sechster Schaden…sorry muss jetzt aufhören, Halteschlaufe wechseln!